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Polizist mit Waffe und Handschellen (Symbolbild)

© dpa

Polizeieinsatz auf den Philippinen: Deutscher Rechtspopulist Oliver Janich im Ausland festgenommen

Er gilt als einer der einflussreichsten Verschwörungsideologen im deutschsprachigen Raum. Nun soll es zur Festnahme in Südostasien gekommen sein.

Knapp 150.000 Menschen lesen auf dem Messengerdienst Telegram mit, wenn Oliver Janich zur Tötung von deutschen Polizisten aufruft. „Es ist natürlich völlig klar, dass jeder einen Polizisten über den Haufen schiessen (sic) dürfte, der einen zur Zwangsimpfung schleppt. Und nein, das ist kein Aufruf zur Gewalt, sondern Notwehr. ich würde es tun”, schreibt Janich im November 2021 öffentlich auf der Plattform.

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Nicht die erste Tötungsfantasie, die der auf den Philippinen lebende Deutsche öffentlich seinen Tausenden Followern präsentiert. In der Vergangenheit forderte er unter anderem dazu auf, den amerikanischen Präsidenten Joe Biden und den ungarischen Mäzen George Soros „zu hängen”.

Hass und Hetze gegen politische Gegner, Wissenschaftler und Journalisten ist bei einem der einflussreichsten Verschwörungsideologen des deutschsprachigen Raums täglich Realität. Dies könnte ihm nun zum Verhängnis geworden sein.

Am Mittwochvormittag verbreitete sich ebenfalls über Telegram zunächst bei Unterstützern von Janich die Nachricht über seine Festnahme auf den Philippinen. Dort lebt der 53-Jährige seit einigen Jahren und versucht auf der Insel Tablas in einem Strandresort ein Aussteigerprojekt für Gleichgesinnte voranzutreiben sowie Wohneinheiten an deutsche Auswanderer zu verkaufen.

Tatsächlicher Ablauf nicht rekonstruierbar

Demnach sollen am Morgen etwas 50 schwerbewaffnete philippinische Polizisten in das „Tablas Seaview Resort” eingedrungen sein und Janich festgenommen haben. Schließlich sei der Verschwörungsideologe von den Einsatzkräften in die philippinische Hauptstadt Manila gebracht worden sein, wie ein Insider auf dem Rechtspopulisten-Netzwerk „Gettr” berichtet.

Ob die Festnahme tatsächlich so abgelaufen ist, lässt sich aktuell nicht überprüfen. Andere Quellen bestätigten dem Tagesspiegel jedoch die Festnahme Janichs. Deutsche Behörden wollten sich zunächst nicht zu dem Fall äußern.

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Nach Tagesspiegel-Informationen ist Janich aber seit Beginn des Jahres in den intensiven Fokus des deutschen Verfassungsschutzes geraten, bei der Staatsanwaltschaft München laufen parallel dazu zwei Ermittlungsverfahren gegen den 53-Jährigen.

Wegen des Verdachts der Beleidigung und der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten werde gegen den Beschuldigten ermittelt, bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Ermittlungen im Aus- und Inland

„Es besteht der Tatverdacht, dass der Beschuldigte im Jahr 2020 bzw. 2021 - jeweils öffentlich über Telegram - (...) dazu aufrief, die Exekution einer prominenten Person durchzuführen und die Tötung damaliger Regierungsmitglieder von Bund und Ländern in der Bundesrepublik Deutschland forderte”, heißt es weiter vonseiten der Behörde.

Inwiefern die Festnahme auf den Philippinen auf Druck deutscher Behörden erfolgte, ist zunächst unklar, da nach Tagesspiegel-Informationen auch auf den Philippinen unter anderem wegen Steuerhinterziehung gegen Janich ermittelt wird.

Insbesondere ein ehemaliger Bekannter Janichs, der sich mittlerweile von ihm losgesagt hat, soll die Ermittlungen sowohl auf den Philippinen als auch in Deutschland vorangetrieben haben. Außerdem soll Janich illegal eine Waffe besessen haben, was die Präsenz von schwerbewaffneten Polizisten bei der Festnahme des Rechtspopulisten erklären würde.

Ob die Philippinen Oliver Janich nun in die Bundesrepublik trotz fehlenden Abkommens ausliefern, ist bisher nicht absehbar. Sowohl das Bundeskriminalamt als auch die Staatsanwaltschaft München wollten sich dem Tagesspiegel gegenüber aus „ermittlungstaktischen Gründen” zunächst nicht äußern.

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