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Berlin: Ein Musical in Sachsenhausen

Oranienburg - Klassikkonzerte hat es schon einige gegeben in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Sachsenhausen, doch ein Musical? Das ist neu.

Oranienburg - Klassikkonzerte hat es schon einige gegeben in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Sachsenhausen, doch ein Musical? Das ist neu. Am 1. September, dem 73. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen 1939, wird das sanierte Neue Museum neben dem ehemaligen Lagereingang Schauplatz von „Korczak“, einem Musical des Ensembles der „Podlasie Opera and Philharmonic – European Art Centre“ aus Bialystok.

Das Stück zeichnet das Leben des 1878 in Warschau geborenen Henryk Goldszmit nach, der unter dem Pseudonym Janusz Korczak Romane und Kinderbücher veröffentlichte. 1911 übernahm er die Leitung eines jüdischen Waisenhauses, wo er sich als Reformpädagoge einen Namen machte. Als das Warschauer Ghetto im August 1942 von den Nationalsozialisten geräumt wurde, entschied sich Korczak dafür, seine etwa 200 Schützlinge in die Deportation zu begleiten, obwohl er mehrmals die Möglichkeit gehabt hätte, sein eigenes Leben zu retten. Er und die Kinder starben kurz darauf in den Gaskammern von Treblinka.

Das Neue Museum war bereits im Jahr 2000 grundlegend saniert worden und beinhaltet derzeit zwei Dauerausstellungen. Nun wurden in einem zweiten Bauabschnitt auch der rechte Flügel, der zuvor für Sonderausstellungen genutzt worden war, sowie der Innenhof des Neuen Museums neu gestaltet, auch ein Café und Toilettenräume sind im hinteren Teil des Flügels in einem roten Kubus neu dazugekommen. Die Kosten der Neugestaltung betragen 686 000 Euro, die jeweils zur Hälfte von Land und Bund finanziert wurden, die Bauzeit betrug etwa ein Jahr.

Der Multifunktionsraum, in dem das Musical aufgeführt werden soll, bietet Platz für 400 Personen. So viele werden es am 1. September allerdings nicht sein, da auch noch Platz für das 90 Mitglieder starke Ensemble inklusive eines 40-köpfigen Kinderchores bleiben muss.

Gänzlich neu ist, dass der geschotterte Innenhof mit neu gepflanzten Bäumen nun auch zugänglich ist, zum Beispiel für Café-Besucher. Zum 1. September soll auch die Bronzeskulptur „Stärker als der Tod“ des russischen Bildhauers Fjodor Fiwejskij wieder im Hof auf einem Podest stehen. Horst Seferens, Sprecher der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, sieht das Café sowie den durch das Gebäude isolierten Innenhof als Bereicherung: „Hier kann man nach seinem Besuch auch etwas abschalten, Abstand gewinnen und das Erlebte verarbeiten.“

Im Vorfeld hatten Kritiker von „musikalischer Leichenfledderei“ gesprochen; die Stiftung verteidigt sich. Die Aufführung des Musicals steht unter der Schirmherrschaft der Unesco. Erik Wenk

Gedenkstätte Sachsenhausen, Oranienburg, 1.9., 16 Uhr, 10 Euro, erm. 5 Euro

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