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Warme Suppe in Ehren. Aber sie sollte beim Empfänger auch willkommen sein.

© dpa-tmn

Unfreiwillig bekocht: Wie man gut gemeinte, aber lästige Gesten höflich zurückweist

Unser Leser wird von einer Nachbarin bekocht, obwohl er das gar nicht will. Wie lehnt man die Geste höflich ab? Unsere Autorin gibt Tipps.

Unser Leser Ansgar schreibt: Vor zwei Jahren ist meine Frau gestorben. Seitdem glaubt eine Bekannte von uns, die in der Nähe wohnt, mich an Sonn- oder Feiertagen immer mal wieder mit selbst gekochtem Essen versorgen zu müssen. Ich bin weder arm noch ungeschickt und kann mich gut selbst versorgen. Alle meine entsprechenden Hinweise missversteht sie offenbar als Höflichkeit.

Mich interessiert aber überhaupt nicht die Mühe, die sie sich nicht machen soll, sondern allein die Tatsache, dass ich essen möchte, worauf ich Lust habe, und mich nicht für Sachen bedanken will, die mir im Grunde lästig sind.

Nichts rächt sich so zuverlässig wie geheuchelter Dank. Natürlich ist es einfach, zwecks Konfliktvermeidung so zu tun, als freue man sich über eine unerwünschte Gabe. Aber dann muss man auch damit rechnen, dass die immer wieder kommt. Ich nehme mal an, dass es sich um eine ältere Dame handelt, die noch nicht so richtig mitbekommen hat, dass längst auch Männer Dinge können, die früher lange zur speziellen Expertise von Frauen zählten.

Vermutlich ist es auch nicht auszuschließen, dass die gekochten Gaben ein subtiler Hinweis darauf sein könnten, dass Ihre Bekannte sich noch eine engere Beziehung vorstellen könnte, zum Beispiel dahingehend, dass sie am liebsten in einer gemeinsamen Küche für sie beide kochen möchte. Wenn Sie sich das nicht vorstellen können, wäre es doch in jedem Fall gesünder, klare Grenzen zu setzen.

[Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de]

Sie können es sich einfach machen und eine spezielle Diät vorgeben. Oder Sie können ehrlich sein, was sicher der beste Weg wäre. Dabei sollten Sie behutsam vorgehen, um die Bekannte nicht zu verletzen und nicht in ihrem Selbstbewusstsein zu erschüttern.

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Aber Sie sollten ihr unbedingt deutlich machen, dass Ihnen wohler ist, wenn Sie sich selbst etwas kochen oder Pizza und Sushi vom Lieferdienst bringen lassen. Sagen Sie, dass Sie die Mühe, die sie sich macht, sehr zu schätzen wissen und ihre Kochkunst ebenfalls, aber dass Sie einfach lieber andere Dinge essen.

Falls die Köchin dies liest: Nicht jede Tat, die man selbst gut findet, wird auch von anderen so wahrgenommen. Man sollte nie davon ausgehen, dass Menschen ohne finanzielle Probleme sich automatisch über alles freuen, was sie geschenkt bekommen. Niemand ist verpflichtet, Essen, das andere zubereitet haben, gut zu finden.

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