Multitasking funktioniert nicht: Das Gehirn kann sich nur auf eine Aufgabe konzentrieren

Ich bin altmodisch: Ich finde es unangemessen, wenn das Gegenüber in einem Gespräch immer wieder beiläufig auf sein oder ihr Handy guckt. Und ich habe nicht nur stilistisch recht, sondern auch wissenschaftlich: Der kleine und kurze Seitenblick lenkt ab, erheblich, nicht nur für ein paar Sekun-den.

Man kennt es aus der Selbstdarstellung vieler eitler Manager und anderer Selbstdarsteller: Sie beweisen die eigene Unverzichtbarkeit durch eingestreute Mails, Telefonate oder Nebengespräche, um dann „sofort wieder bei Ihnen“ zu sein.

Das ist wissenschaftlicher Unsinn, neurologisch demonstrieren sie das exakte Gegenteil: Die Konzentration fällt schon nach kurzer Ablenkung drastisch. Das menschliche Gehirn ist nicht multitaskingfähig! Es kann sich nur auf einen Vorgang konzentrieren. Wird es abgelenkt – und sei es nur durch gesungene Musik oder Gespräche am Nachbartisch –, braucht das Bewusstsein Zeit, um sich wieder in den ersten Gedankenvorgang einzuarbeiten.

Wer viele Dinge gleichzeitig tut, macht nichts wirklich richtig.

Das gilt für Männer, aber entgegen einer sehr verbreiteten Annahme gleichermaßen auch für Frauen. Deren Gehirn versagt gleichermaßen. Und das bezieht sich auf alle Lebensbereiche: von der Konferenz bis zum Autofahren. Wer beim Fahren telefoniert, verschlechtert seine Reaktionszeit erheblich – mehr als ein Leichtbetrunkener mit 0,8 Promille Alkohol im Blut.

Dabei ist es übrigens egal, ob man den Telefonhörer in der Hand hält oder frei spricht: Die Ablenkung ist die gleiche. Der Fokus der Konzentration im Gehirn liegt immer nur auf einem Vorgang: dem Gespräch, dem Verkehr, dem Radio, dem Beifahrer. Automatisierte Handlungen funktionieren parallel, konzentrierte Aktionen dagegen nicht.

Wer viele Dinge gleichzeitig tut, macht nichts wirklich richtig. Die Summe der verschiedenen Leistungen wird kleiner: Manager verbrennen Geld, Schüler riskieren ihre Prüfung, Autofahrer gefährden Leben. Das immer auf dem Tisch liegende Handy ist nicht nur eine Unsitte, es macht die Konzentration in allen Lebenslagen kaputt – im Gespräch, beim Buchlesen, beim Schreiben einer Kolumne.

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