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Gesundheit: Tödliche Erreger: Kommentar: Aids, BSE und die Folgen

Man muss der deutschen Landwirtschaft wie der Politik vorwerfen, dass sie nicht alle möglichen Schlupflöcher für BSE verstopft haben, dass nicht sorgfältig genug vorgebeugt wurde. Aber man sollte auf der anderen Seite nicht glauben, BSE sei ein ausschließliches Produkt der Agrarindustrie und ohne sie gar nicht vorstellbar.

Man muss der deutschen Landwirtschaft wie der Politik vorwerfen, dass sie nicht alle möglichen Schlupflöcher für BSE verstopft haben, dass nicht sorgfältig genug vorgebeugt wurde. Aber man sollte auf der anderen Seite nicht glauben, BSE sei ein ausschließliches Produkt der Agrarindustrie und ohne sie gar nicht vorstellbar.

Der Erreger hat lediglich einen höchst effektiven Verbreitungsweg benutzt - nicht genügend erhitztes Tiermehl -, um sich auf die Rinder auszubreiten. Er unterscheidet nicht zwischen "artgerecht" oder "konventionell" gehaltenen Tieren. Kleine Herden sind betroffen, ebenso wie große Betriebe. Wir wissen bis heute nicht, wie BSE in die Welt kam. Aber vieles spricht dafür, dass auch dieser Erreger ein Naturprodukt ist. Eine eher unromantische Vorstellung. BSE ist eine Tierkrankheit wie andere auch.

Wenn Deutschland nun seine Agrarwirtschaft umkrempelt und der ökologisch korrekte Landbau den Vorzug erhält, so dürfen wir uns dadurch nicht in Sicherheit wähnen. Auch künftig können Krankheitserreger und Parasiten den Weg in die Nahrung finden, uns vergiften oder infizieren. Für solche ungebetenen Gäste sind wogende Getreidefelder, Obstplantagen und reich gefüllte Ställe schließlich eine nur zu verlockende Quelle, um sich zu ernähren und zu verbreiten. Der Tisch ist reich gedeckt - auch für unsere Feinde.

Anfang der 80er Jahre gelangte der Aids-Erreger weltweit unbemerkt in Blutkonserven und Blutprodukte und infizierte Tausende. Er nutzte damals den "Pfad" der Transfusionsmedizin. Mehr als zehn Jahre später löste der Gesundheitsminister Seehofer deshalb im Zorn das Bundesgesundheitsamt auf.

Heute wird wieder nach Behörden und Ministerien für den Verbraucherschutz gerufen. Eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung, wie sie das Bundesgesundheitsamt darstellte, könnte die Lücke füllen. Vielleicht wäre es jetzt also an der Zeit, Seehofers Entscheidung zu revidieren. Auch wenn keine Behörde und kein Institut der Welt uns mit Gewißheit schützen können. Aus Fehlern mit Erregern, heißen sie nun Aids oder BSE, wird man noch lange lernen können.

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