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Ausgebrannte Waggons stehen auf den Gleisen des Bahnhofs in der Nähe des Asowschen Meeres in Mariupol.

© dpa/Alexei Alexandrov

Putins notgedrungenes Militärversorgungsprojekt: Bau neuer Eisenbahnstrecke von Rostow ins besetzte Mariupol schreitet voran

Lange wurden die russischen Truppen im Süden der Ukraine vor allem über die Krim-Brücke versorgt. Doch das scheint Putin inzwischen zu gefährlich zu sein.

Russland hat die Eisenbahnverbindung zwischen der ukrainischen Stadt Mariupol und der russischen Stadt Rostow am Don zur militärischen Versorgung seiner Truppen offenbar fast fertiggestellt. Der Berater des Bürgermeisters von Mariupol, Petro Andriuschtschenko, schätzt, dass die Strecke, die Wolnowacha über Mariupol mit Rostow am Don verbinden wird, voraussichtlich Ende Mai oder Anfang Juni in Betrieb genommen wird. „Aber es gibt noch keine Schienen auf den Brücken oder am Eisenbahnknotenpunkt, sie werden noch verlegt“, sagte er weiter.

Russlands Armeelogistik ist auf eine solche Eisenbahnverbindung angewiesen. Denn bislang werden die russischen Truppen im Süden vor allem über die Krim-Brücke militärisch versorgt. Die jedoch wurde bereits mehrmals von der Ukraine angegriffen und dadurch auch schon zweimal vorübergehend lahmgelegt.

Ohnehin soll der Verkehr über die Brückenverbindung zwischen der annektierten Krim und dem russischen Festland bereits weitgehend zum Erliegen gekommen sein, wie „The Independent“ am Dienstag unter Berufung auf den privaten ukrainischen Nachrichtendienst Molfar berichtete.

Kaum mehr Güterzüge auf Krim-Brücke unterwegs

Satellitenaufnahmen zeigten, dass in mehr als drei Monaten fast keine militärischen Güterzüge mehr über die Eisenbahnstrecke der Brücke gefahren seien.

Die 19 Kilometer lange Brücke wurde nach der Annektierung der Krim 2014 gebaut. Sie gilt als russisches Prestigeprojekt – Putin persönlich fuhr sie öffentlichkeitswirksam in einem Laster entlang – und sie war der wichtigste Nachschubweg für die russischen Truppen auf der Krim.

Ein Wendepunkt in der Nutzung der Krimbrücke war offenbar ein Drohnenangriff am 17. Juli 2023. Dabei wurde ein Teil der Schiene und Straße in die Luft gesprengt. Ein Paar und ihre Tochter wurden dabei getötet.

Anschließend soll die Brückennutzung deutlich zurückgegangen sein. Heute verkehrten nur noch vier Personenzüge und ein Güterzug täglich, sagt der Leiter des ukrainischen Sicherheitsdienstes, Vasyl Maliuk, dem „Independent“-Bericht nach.

Dafür werde der Frachtverkehr nun verstärkt über die Region Rostow östlich vom Asowschen Meer geleitet, sagt der Molfar-Geschäftsführer Artem Starosiek.  Die Eisenbahnstrecke soll nach dem Willen Russlands zudem nicht in Mariupol enden, sondern über Berdjansk und Melitopol bis zur besetzten Krim führen, um das russischen Festland mit den okkupierten ukrainischen Gebieten zu verbinden.   Bis allerdings die Strecke bis nach Melitopol ausgebaut ist, könnte das nächste Jahr angebrochen sein, wie Experten schätzen. Es ist zu erwarten, dass die Ukraine also künftig auch Eisenbahnlinien an Land ins Visier nehmen wird– und nicht mehr nur die Krimbrücke. (Tsp)

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