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Kultur: Danke für die Blumen

Orchideen sind der Inbegriff dessen, was man früher unter Blütenromantik verstand: Sinnlich, schwer und schwül duftend. Erst im 20.

Orchideen sind der Inbegriff dessen, was man früher unter Blütenromantik verstand: Sinnlich, schwer und schwül duftend. Erst im 20. Jahrhundert fand die Fotografie einen anderen Blick auf die Blütenpracht: Karl Blossfeldt mit seinen klassifizierenden Nahaufnahmen, Robert Mapplethorpe mit sexuell aufgeladenen Blütenstängeln. In dieser Tradition steht auch der 1957 geborene Fotograf Thomas Florschuetz mit seinen "Blumenstücken", die derzeit im Hamburger Bahnhof zu sehen sind. Auch er ist ein Meister der Serie: Zu Diptychen oder Triptychen angeordnet, entfalten seine großformatigen Cibachrome-Abzüge ihre ganze Leuchtkraft. Im Gegensatz zu Mapplethorpe oder Blossfeldt verweigern sich seine Orchideen jedoch jeder symbolischen Ausdeutung: Sie sind Farbe, Struktur und Textur, nichts darüber hinaus.

Es ist die Schönheit des Materials, das Florschuetz feiert: Das seidige, durchscheinende Blatt, die fast grafische Struktur des Stängels, das samtene Rot im Blüteninnern. Seine Kunst liegt in der haptischen Qualität der Bilder: Wie in den "Enclosures", Aufnahmen aus dem Barcelona-Pavillon, die in der Galerie Markus Richter zu sehen sind, verstärkt Florschuetz die textilen Unterschiede durch ein Spiel von Schärfe und Unschärfe. So wird das Spiegeln von Glas und Stahlträgern mit dem stumpfen Samt des Vorhangs kontrastiert.

Mit seiner Anordnung in Serien betont Florschuetz durch minimale Abweichungen den Prozess des Fotografierens gegenüber dem fertigen Bild: Wie zwischen Lidschlägen hält die Kamera die einzelnen Bilder fest, regt zum genauen Schauen an und verweigert sich gleichzeitig dem einzig gültigen Meisterwerk. Was nicht heißt, dass man sich nicht an jedem einzelnen Bild berauschen kann: Allerdings nicht am schwülen Orchideendurft, sondern am Reichtum der Formen und Strukturen.

til

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