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SPIEL Sachen: Rudolf versus Ottokar

Andere Menschen gehen gut essen oder leisten sich ein Wellness-Wochenende. Frau Witzany ist da ein bisschen kreativer: Sie versüßt sich den Hochzeitstag in ihrer Berliner Kellerwohnung seit Jahren mit der Nachstellung historischer Schlachten.

Andere Menschen gehen gut essen oder leisten sich ein Wellness-Wochenende. Frau Witzany ist da ein bisschen kreativer: Sie versüßt sich den Hochzeitstag in ihrer Berliner Kellerwohnung seit Jahren mit der Nachstellung historischer Schlachten. Diesmal – wir schreiben das Mauerfalljahr 1989 – steht mit der Schlacht bei Dürnkrut anno 1276 (Rudolf von Habsburg versus Ottokar von Böhmen) ein besonderer Höhepunkt an. Dass darin auch ein ganz spezielles Eskalationspotenzial steckt, ist der Jubilarin allerdings noch nicht bewusst.

Obwohl Frau Witzanys Gatte realiter verschollen ist, bildet er – gerade als stummer, unsichtbarer Dauergast – den Dreh- und Angelpunkt besagter Schlachten-Performances. Und was die Spielpraxis betrifft, hat Frau Witzany in ihrer getreuen Dienerin, dem Fräulein Gerda, hinreichend tatkräftige Hilfe.

Nicht nur die Motivlage und die Personnage von Pawel Schwejkas Produktion erinnert stark an Jean Genets 1947 in Paris uraufgeführten Einakter „Die Zofen“. Auch der Titel – „Die Fozen“ – rekurriert überdeutlich auf das berühmte französische Vorbild.

Die Messlatte hängt also entsprechend hoch, wenn Schwejka und seine Crew vom Theater Streunende Hunde zur „Gespenster-Seance“ – so der Untertitel – ins Ballhaus Ost laden (27., 29. und 30. Januar, je 20 Uhr).

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