zum Hauptinhalt

Meinung: Der richtige Wolf wurde geehrt

Zur Ernennung Wolf Biermanns zum Ehrenbürger Berlins Im Kommentar zur Feier für Biermanns Ehrenbürgerschaft schreibt Gerd Nowakowski, dass die Zeit über das „harsche Verdikt“ Biermanns hinweggegangen ist. Ist sie das denn wirklich?

Zur Ernennung Wolf Biermanns

zum Ehrenbürger Berlins

Im Kommentar zur Feier für Biermanns Ehrenbürgerschaft schreibt Gerd Nowakowski, dass die Zeit über das „harsche Verdikt“ Biermanns hinweggegangen ist. Ist sie das denn wirklich?

Die PDS ist keine autonome, neue Partei. Sie ist, wie sie sich selbst sieht, die Rechtsnachfolgerin der SED. Folglich blut-und verbrechenbelastet. Oder wie soll man die Morde an der Mauer, Folter in den Gefängnissen und andere Menschenrechtsverletzungen bezeichnen? Eine totale Distanzierung von den SED-Machenschaften ist bis heute nicht erfolgt. Dieser Teil der deutschen Geschichte darf nicht verschwiegen oder verharmlost werden. Und wenn ein „SPD-Enkel“ diesen Leuten ausgerechnet in Berlin die Hand für ein Regierungsbündnis reicht, dort, wo eigene SPD-Genossen eben von der SED verfolgt wurden, ist es ein Verbrechen im Sinne von Biermann. Sicherlich nicht im Sinne des Strafrechts, aber moralisch.

Rolf Strohbusch, Berlin-Lichterfelde

Wenn Biermann darauf hinweist, dass die PDS eine fragwürdige Vergangenheit hat, ist das sein Recht. Immerhin hat diese Partei sich nie klar und deutlich von all dem Unrecht distanziert, das unter ihrem früheren Namen SED begangen worden ist. Im Gegenteil beherbergt sie auch heute noch Ewiggestrige, die der ruhmreichen Vergangenheit nachtrauern. Auch wenn er der SPD vorwirft, sie sei mit der PDS ins Bett gegangen, trifft er den Nagel auf den Kopf. Wenn nun seitens einiger SPD-Politiker eine Verbindung zwischen der Ehrung Biermanns und seinen Äußerungen in Bezug auf die Berliner SPD hergestellt wird, ist dies im höchsten Grade ärgerlich. Die Ehrenbürgerwürde wird auf Beschluss des Abgeordnetenhauses von der Stadt Berlin verliehen. Die SPD ist hiervon lediglich als eine Fraktion des Abgeordnetenhauses betroffen und hat sogar nach einigen Bedenken zugestimmt. Die SPD ist aber nicht gleichzusetzen mit Berlin, Biermanns Äußerungen in Bezug auf die SPD haben daher überhaupt keinen Bezug zu seiner Ehrenbürgerwürde.

Matthias Springborn,

Berlin-Nikolassee

Wenn Biermann sagt, es sei verbrecherisch, sich mit der PDS ins Regierungsbett zu legen, so empfinde ich dies persönlich als Unverschämtheit. Herr Biermann hat offenbar ein gestörtes Demokratieverständnis. Seine Ausfälligkeiten haben Stammtischniveau. Nun müssen wir leider alle mit der Tatsache leben, dass Willy Brandt einen unwürdigen Mitehrenbürger zur Seite gestellt bekommt.

Heiner Beisenherz, Berlin-Mitte

Wer hätte gedacht, dass Wolf Biermann sich bei der CDU anbiedert mit seiner rot-roten Bettgeschichte. Natürlich darf ein Ehrenbürger seine Meinung haben und äußern und sei sie noch so absurd. Er muss auch keine Rücksicht nehmen auf die kurz bevorstehende Ehrung. Allerdings muss man erwarten können, dass ein Ehrenbürger die Wahlentscheidung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt, die ihn ehrt, respektiert. Und die haben für eine Mehrheit gestimmt, die den rot-roten Senat zur Folge hatte.

Gunnar Fahlke, Berlin-Dahlem

Menschen wie Wolf Biermann haben mit ihrem Mut und ihrem Widerstand allmählich zum Untergang der DDR beigetragen. Damit haben sie dafür gesorgt, dass in der Liste der Ehrenbürger Berlins nicht Menschen wie Markus Wolf auftauchen. Der richtige Wolf hat deshalb zu Recht stellvertretend für die vielen Namenlosen die Ehrenbürgerschaft Berlins erhalten.

Michael Bannert, Berlin-Hermsdorf

Wolf Biermann ist ein großer Freund von Lobhudeleien, solange er deren Gegenstand ist. Aber ist er wirklich so unerträglich eitel, sich von einem Vertreter einer in seinen Augen verbrecherischen Regierung feiern zu lassen?

Herbert Albrecht, Berlin-Lichterfelde

Biermann befindet sich zweifellos in einer langen Reihe von Menschen, die in ihrer Lebensgeschichte auch Ehrenwertes aufzuweisen haben. Darf diese Tatsache aber eine offene Auseinandersetzung um den „Ausstoß“ undifferenzierter, teilweise schamloser und immer als moralisch unanfechtbar vorgetragener Stellungnahmen kompensieren?

Marie-Luise Hansen,

Berlin-Wilmersdorf

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false