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Meinung: Korruption statt Waffenproduktion

KEINE MASSENVERNICHTUNGSWAFFEN IM IRAK

Vor knapp einem Jahr hatte Colin Powell seinen spektakulären Auftritt vor dem UNSicherheitsrat. Inzwischen scheinen fast alle Argumente des US-Außenministers für den Krieg widerlegt. Im Irak wurden keine Massenvernichtungswaffen gefunden, nur ein biologisches Waffenprogramm auf Rizin-Basis. Von den behaupteten Al-Qaida-Kontakten Saddam Husseins ganz zu schweigen. Kein Wunder also, dass viele annehmen, im Weißen Haus sei systematisch gelogen worden. Aus den Berichten des gerade zurückgetretenen amerikanischen Waffeninspekteurs David Kay ergibt sich allerdings weniger ein Bild einer Kriegsverschwörung. Vielmehr scheinen weder die westlichen Geheimdienste noch Saddam ein genaues Bild der irakischen Waffenprogramme gehabt zu haben. Laut Kay habe sich Saddam seit 1997 verstärkt in einer Traumwelt bewegt und viel Geld in Waffenprojekte investiert, die von seinen Wissenschaftlern nie entwickelt wurden. Hohe Summen flossen in Korruption statt Waffenproduktion – laut Kay sei den US-Geheimdiensten schlicht entgangen, was für ein Chaos in der irakischen Führung geherrscht habe. Zudem hätten viele Annahmen der Sicherheitsdienste auf unsicherer Datenbasis beruht. Kays Kritik richtet sich denn auch weniger gegen die Bush-Regierung als gegen ein System, indem ein „Wir wissen, dass wir nichts (oder zu wenig) wissen“ nicht vorgesehen ist. Das wäre gegenüber einer nach Argumenten suchenden Politik aber die bessere Antwort. clw

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