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Wladimir Putin.

© AFP/MIKHAIL KLIMENTYEV

Neujahrsgeschenk für Kiew: Die Panzerlieferungen aus dem Westen sind eine Ohrfeige für Putin

Mehr als hundert leichte Panzer könnte Kiew demnächst erhalten und ein weiteres Luftabwehrsystem. Die Kräfteverhältnisse auf dem Schlachtfeld verschieben sich.

Ein Kommentar von Benjamin Reuter

Die nächste große Waffenhilfe für die Ukraine hatte sich in den vergangenen Tagen und Wochen angekündigt: Ein ums andere Mal wiederholten die Staatschefs der westlichen Länder, dass sie die Ukraine weiter unterstützen würden. „Bis zum Sieg“, wie der französische Präsident Emmanuel Macron zuletzt in für ihn überraschender Deutlichkeit formulierte.

Noch ist der genaue Umfang des Panzerpakets nicht klar; wahrscheinlich ist, dass allein die USA und Frankreich demnächst rund 100 leichte Panzer an Kiew übergeben werden. Deutschland will zusätzlich den Schützenpanzer Marder liefern – bis zu 40 Stück könnten es in einem ersten Schritt sein. Die deutsche Industrie hat zuletzt viele der Fahrzeuge in Stand gesetzt.

Zu der Panzerlieferung kommt noch eine Patriot-Batterie zur Flugabwehr aus Deutschland. Auch aus London kamen am Donnerstag Signale, demnächst leichte Panzer zu liefern.

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Die Panzergabe kurz nach Neujahr ist ein doppeltes Zeichen an Kiew und an Moskau gerichtet: Wir meinen es ernst mit unserer Unterstützung. Für Putin ist das eine Ohrfeige. Verschiebt sich doch langsam aber sicher das Kräfteverhältnis auf dem Schlachtfeld.

Russland ist nur noch in der Masse überlegen

Während Russland immer älteres Gerät ins Feld schickt, die Bestände an Artilleriemunition und Raketen nach und nach zur Neige gehen, rüsten die Ukrainer auf. Ihre Armee wird besser, die Russlands schlechter. Das gilt im Übrigen auch für die ukrainischen Soldaten. Zehntausende werden 2023 im Westen ausgebildet.

Russland ist zwar immer noch in der Masse überlegen, in der Qualität ist es inzwischen die Ukraine. Beide Truppen kämpfen mittlerweile auf Augenhöhe, was eine dramatische Verschiebung der Kräfteverhältnisse seit Februar bedeutet.

Die Panzerankündigung zeigt zudem deutlich, wie sehr Putin sich im Westen geirrt hat. Er setzte auf einen kalten Winter, in dem Europa die Energierohstoffe ausgehen und ein darauf folgendes Einknicken vor Moskau. Politische Entschlossenheit, viel Geld für LNG-Käufe und das warme Wetter machen dem Kremlherrscher einen Strich durch die Rechnung.

Und diesen Irrtum wettzumachen, wird für Putin alles andere als leicht. Seine bisher einzige Idee – oder die seiner Militärs - liegt darin, zehntausende neue Soldaten an die Front zu schicken.

Sind die ukrainischen Angaben zu den russischen Verlusten zumindest halbwegs vertrauenswürdig, könnten Putins Truppen derzeit pro Tag bis zu 1500 Soldaten verlieren - sie werden getötet oder schwer verletzt Schon im Sommer wäre sein mobilisiertes Kontingent damit weitgehend aufgerieben.

Kein Wunder, dass sich in Russland hartnäckig Gerüchte über eine weitere Mobilisierungswelle halten. Für den Kreml muss spätestens jetzt klar sein, dass mit dem Westen zu rechnen ist – mit Kiews Mut und Furchtlosigkeit sowieso. Beides hat man in Moskau unterschätzt.

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