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Politik: Auf einmal gingen die Tore auf

Es sollte eine normale Demonstration werden. Aber dann wurde es eine Besetzung und der Volkszorn entlud sich

Es war eine der heikelsten Situationen im Ablauf dessen, was als friedliche Revolution in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Das Volk hatte vor der StasiZentrale in Berlin Präsenz zeigen und Druck ausüben wollen, um die Abwicklung des Überwachungs- und Bespitzelungsapparates zu beschleunigen. Doch dann öffneten sich die Tore, die Situation drohte zu eskalieren. Welche Rolle der Geheimdienst selbst bei der Einnahme der Bastion spielte, mag der Beurteilung der Wissenschaft überlassen bleiben. Tatsache ist, dass der Stasi als der letzten gefährlichen Institution des alten Machtapparates der Garaus gemacht worden war. Und dass die kapitale Hinterlassenschaft in Gestalt von 180 Aktenkilometern vor umfassender Vernichtung ebenso wie vor Plünderung geschützt worden war.

Zwar war dieser Tag in gewissem Sinne die Geburtsstunde der späteren Stasi-Unterlagenbehörde. Doch an jenem Montag im Januar war das letzte Wort über die Zukunft der Akten noch längst nicht gesprochen. Auch gegen ernst zu nehmende Stimmen aus der Bundesrepublik, dass das „Teufelszeug“ zu vernichten oder zumindest wegzuschließen sei, mussten sich DDR-Politiker und Bürgerrechtler durchsetzen, ehe sicher war: Ein Stasi-Unterlagengesetz würde die Verwaltung und Auswertung der Akten durch eine Behörde regeln. sc

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