zum Hauptinhalt

Politik: Mordkomplott im Ministerbüro

13 Jahre nach dem Tod des belgischen Sozialisten Cools urteilen Richter: Es war eine Verschwörung

13 Jahre hat es gedauert. Doch nun kann der Mord an dem belgischen Politiker Andre Cools als aufgeklärt gelten. Der Sozialist ist durch ein politisches Komplott umgekommen, das von seinem damaligen Mitarbeiter, dem wallonischen Innenminister Van der Biest, in Auftrag gegeben wurde. Am Mittwoch verurteilte ein Schwurgericht in Lüttich sechs der acht Angeklagten wegen vorsätzlichen Mordes. Sie wurden zu Freiheitsstrafen zwischen fünf und 20 Jahren verurteilt – deutlich milder als erwartet.

Die Staatsanwaltschaft hatte Strafen zwischen 25 und 30 Jahren gefordert. Zwei der Angeklagten wurden freigesprochen. Zwei weitere Mittäter an der Verschwörung gegen Cools sitzen seit langem wegen ihrer Tatbeteiligung in Tunesien hinter Gittern. Der vermutliche Auftraggeber des Mordes, der damalige wallonische Innenminister Alain Van der Biest, hat sich im März 2002 das Leben genommen, ohne ein Geständnis zu hinterlassen. Er hatte stets seine Unschuld beteuert.

Die Jury folgte aber weitgehend der Anklage und sah es als erwiesen an, dass sich alle sechs Verurteilten an einem Komplott beteiligt haben, dessen Ziel die Ermordung des beliebten sozialistischen Parteichefs gewesen war. Dem Schlussplädoyer der Anklage zufolge hatten zwei enge Mitarbeiter von Van der Biest, darunter ein ehemaliger Polizist, über ihre Familien und Bekanntschaften in Italien einen Auftragskiller gesucht, um Cools aus dem Weg zu räumen. Der Politiker wollte dunkle Geschäften Van der Biests aufdecken und diesen entmachten.

Wie während des Prozesses bekannt wurde, gab es dabei auch Verhandlungen mit dem international als Kriegsverbrecher gesuchten, später dann aber ermordeten serbischen Freischärlerführer Zeljko Raznjatovic, bekannt als „Arkan“. Die Suche nach den Auftragsmördern endete schließlich bei zwei Tunesiern. Sie erschossen Cools auf dem Parkplatz vor dem Haus seiner Lebensgefährtin.

Der Mord erschütterte Belgien in den frühen neunziger Jahren und führte zu umfangreichen Ermittlungen wegen illegaler Spenden und Schutzgelderpressung durch die wallonischen Sozialisten. Besonders Cools Hinterbliebenen bezweifeln aber, dass tatsächlich die ganze Wahrheit ans Licht gekommen ist. Sie vermuten, dass die Zahl der Verschwörer größer war und es noch mehr hohe sozialistische Politiker gab, denen an einem plötzlichen Tod Cools gelegen war. Während des Prozesses ist auch deutlich geworden, dass die Ermittlungen nach 1991 mehrfach verschleppt und behindert wurden.

Klaus Bachmann[Brüssel]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false