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Landeshauptstadt: 700-facher Ruf

Jugendbauhütte für Garnisonkirche / Orgel gestiftet

Vor zwei Jahren war er zum ersten Mal erschallt, der „Ruf aus Potsdam“, wie sich der neu gegründete Verein zum Wiederaufbau der Garnisonkirche nannte. Inzwischen geht die Mitgliederzahl der Fördergesellschaft auf die 700 zu. Beim Neujahrsempfang gestern erneuerte der Vorsitzende Dr. Hans P. Rheinheimer diesen Ruf mit „aufmunternden Worten an alle, die helfen“ möchten. Man wolle offen sein für Gläubige, aber auch für Atheisten, die sich nur für die Schönheit des Bauwerks oder die positiven Seiten des Preußentums begeisterten, sagte er. Durch diese Öffnung wolle man so viele wie möglich an der Wiederherstellung der barocken Kirche bis 2017 beteiligen.

Verärgert zeigte sich Rheinheimer jedoch darüber, dass er immer wieder als erstes nach Spendensummen gefragt werde. Die offizielle Spendensammlung habe noch gar nicht begonnen, erklärte er. Bisher seien erst einmal eine ganze Reihe von Arbeiten zu leisten gewesen, um gezielt um Spenden werben zu können. Die würden nun nach und nach abgeschlossen. So soll in zwei bis drei Monaten ein Spendenkatalog vorliegen, der genau auflistet, welche Teile vom einfachen Stein über Gitter bis zu Einrichtungsteilen von den Spendern sozusagen symbolisch erworben werden können, um die kalkulierten 65 Millionen Euro für Turm und Kirchenschiff zusammenzubekommen. Für die Finanzierung einer neuen Orgel hat bereits der Senior-Chef des Versandhauses Otto eine anderthalb Millionen Zusage gegeben. In Arbeit ist auch eine Drei-D-Simulation und - so Rheinheimer – „es gibt Gespräche mit einer großen Bankengruppe, die das Projekt als Berater und beim Spendensammeln begleiten wird“.

Der ehemalige Fahrradladen in der Breiten Straße, der für den Neujahrsempfang festlich mit einem Altar hergerichtet worden war, bekommt demnächst eine von Prof. Jan Fiebelkorn wissenschaftlich erarbeitete Ausstellung. Zusätzlich gibt es Vorstellungen, eine Jugendbauhütte ins Leben zu rufen. Jugendliche sollen dort nicht nur in Restaurierungsgewerken ausgebildet werden, sondern auch ganz konkret Arbeiten an der Kirche übernehmen. Und im Herbst wird ein Buch der Autoren Reinhard Appel / Andreas Kitschke über die Kirche und ihre Geschichte erscheinen. Da aber auch Kleinigkeiten zu einer großen Summe beitragen können, wurden beim Empfang bereits Uhren, Bücher, Tassen und anderes angeboten. Rewe- Markt-Betreiber Siegfried Grube hat unterdessen 300 Flaschen Garnisonkirchensekt verkauft und legt die zweite Serie auf.

Ein Exkurs über die Zeit von Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz endete in Gottes Segen und den besten Wünschen für die Aufbaujahre. Und auch Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs mahnte zur Geduld, damit hohe Erwartungen nicht in Resignation umschlügen. Jakobs stellte jedoch andererseits fest, dass bürgerschaftliches und kirchliches Engagement in den vergangenen zwei Jahren etwas geleistet hätten, was er 2003 noch für unmöglich gehalten hätte: von der Nagelkreuzübergabe bis zur Grundsteinlegung und einer gelungenen Einigung über das Grundstück, auf dem die Kirche stehen soll. Jakobs versicherte, dass die Landeshauptstadt soweit das in ihren Kräften stünde, zum Gelingen der anspruchsvollen Aufgabe des Wiederaufbaus beitragen werde. Zu den Ehrengästen gehörte auch der ehemalige Ministerpräsident Brandenburgs, Manfred Stolpe, der versprach, sich generell für Potsdams Baudenkmale der Stadtmitte einzusetzen. fran

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