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Von Guido Berg: Bauverein weist Minjan-Mitglieder ab

Schulze-Eggert: Versuch einer „feindlichen Übernahme“ / Zustimmung zu Haberland-Entwurf verlangt

Innenstadt - Der Streit um Größe und Gestalt der künftigen Potsdamer Synagoge in der Schlossstraße 1 spitzt sich zu: Ihre Teilnahme an der heutige Mitgliederversammlung des Synagogen-Bauvereins begehren auch bis zu 40 Mitglieder der jüdischen Betergemeinschaft Minjan um den Dirigenten Ud Joffe, deren Anträge auf Mitgliedschaft im Bauverein vom Vereinsvorstand zunächst abgewiesen worden sind. Vom Versuch einer „feindlichen Übernahme“ durch die Joffe-Gruppe sprach Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Schulze-Eggert, auch Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

Schulze-Eggert bestätigte gestern „mehr als 30“ Anträge auf Mitgliedschaft im Bauverein. „Zivilrechtlich“ sei der Vorstand nicht gezwungen, jemanden aufzunehmen, „wenn das Vertrauen nicht da ist“. Der Verein habe knapp 100 Mitglieder, die Joffe-Gruppe könnte auf der Vollversammlung durchaus die Mehrheit der anwesenden Mitglieder erreichen.

In den vom Bauvereinsvorsitzenden Horst Mentrup unterzeichneten, gleichlautenden Briefen an die Eintrittswilligen wird von diesen nicht nur eine Zustimmung zur Vereinssatzung, sondern auch zum konkreten Synagogen-Entwurf des Architekten Jost Haberland verlangt. Der „Zweck des Bauvereins hat sich nach mehr als zweijähriger sorgfältiger Planung in dem Entwurf des Architekten Haberland konkretisiert“, heißt es in dem Schreiben, das den PNN vorliegt. Der Vorstand des Bauvereins könne die Mitgliedschaft nur beschließen, „wenn Sie bereit sind, die Realisierung des Ihnen sicherlich bekannten Entwurfs ... zu unterstützen“, heißt es weiter. Über den Antrag auf Mitgliedschaft im Bauverein könne nur nach einer entsprechenden „Rückäußerung“ entschieden werden.

Als „Trick“ und „Autokratie der schlimmsten Art“ bezeichnete gestern Ud Joffe auf PNN-Anfrage das Vorgehen von Mentrup und Schulze-Eggert. Beide hätten „Öl ins Feuer gegossen“, und „die verschiedenen jüdische Gruppierungen zur Eskalation ihrer Streitigkeiten animiert“. Joffe, ein aus Israel stammender Dirigent, leitet die Kantorei an der Erlöserkirche und gründete das Neue Kammerorchester Potsdam. Den Synagogen-Entwurf Haberlands kritisiert Joffe als ein „verwaltungsorientiertes Gebäude“; die Fassade sei wenig repräsentativ, der Saal zu klein. Durch Gründung der jüdischen Betergemeinschaft Minjan grenzen sich Joffe und weitere Potsdamer Juden von der Jüdischen Gemeinde Potsdam ab, deren Mitglieder zumeist aus der ehemaligen Sowjetunion stammen. Die neue Synagoge werde ein „russisches Kulturzentrum“, so Joffe in früheren Äußerungen. Im Minjan Potsdam sieht Joffe „die Kerngemeinschaft der Juden in Potsdam“.

Zu Joffe sagte Schulze-Eggert: „Wir finden keine Basis.“ Dessen Kritik am Haberland-Entwurf sei „fundamental“. Für die Planung und den Architekten-Wettbewerb sei „bereits viel Geld geflossen“. Joffe komme mit seiner Position zu spät.

Kritik am Synagogen-Projekt äußert auch die Gesetzestreue Jüdische Gemeinde, dessen Geschäftsführer Schimon Nebrat den Haberland-Entwurf in einem offenen Brief an den Ministerpräsidenten Brandenburgs als „Pseudo-Synagoge“ bezeichnete.

Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.

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