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Landeshauptstadt: Kaiserbahnhof: Bahn lüftet das Geheimnis

Historische Räume nachgebaut / Moderne Einrichtung für Führungsakademie / Kein öffentlicher Zugang

Historische Räume nachgebaut / Moderne Einrichtung für Führungsakademie / Kein öffentlicher Zugang Von Günter Schenke Die Freude auf das neue Domizil im Kaiserbahnhof ist dem Leiter der Führungsakademie der Deutschen Bahn, Jürgen Niemann, aus dem Gesicht zu lesen. Doch bis zum Einzug muss er sich noch bis zum nächsten Jahr gedulden. Gestern lüftete er zusammen mit Geschäftsführer Burkhard Klanke und dem Architekten Markus Derfler schon einmal das Geheimnis des Innenausbaus. Vom originalen Denkmal, das bereits im Jahre 1967 baupolizeilich gesperrt werden musste, bleibt außer den Umfassungsmauern nichts stehen. Trotzdem wird der fertige Bau nicht nur äußerlich fast so aussehen wie zur Zeit des „Reisekaisers“, sondern auch innen zeigt sich vieles im historischen Ambiente. „Wo es ging, haben die Fachleute Abdrücke angefertigt, nach denen die Einrichtung in Handarbeit neu hergestellt wird“, berichtet Klanke. Das sei nicht nur im Sinne des Denkmals, sondern auch der ausdrückliche Wunsch des Bauherren, der DB Akademie GmbH. Dadurch werde das Bauwerk insgesamt teurer als ein reiner Neubau ohne Beachtung der historische Gegebenheiten. 25 Millionen Euro soll das Ganze kosten. Burkhard Klanke lud die Journalisten auf der gestrigen Pressekonferenz zu einem virtuellen Rundgang durch das einzigartige Bauwerk ein. Durch den alten Eingang gelangt der Besucher zunächst in den Kaisersaal mit Kamin, historischer Eichendecke und Holzpaneele an den Wänden. Hier ist kein Stück mehr original, die Holzteile an Wänden, Decke und Fußboden waren vom Pilz zerfressen, von den Kacheln des Kamins kaum noch Bruchstücke vorhanden. Der Empfangstresen verrät die moderne Nutzung, aber außer den Möbeln strömt der Raum die Atmosphäre eines Zimmers nach der Jahrhundertwende aus. Selbst das Parkett ist nach historischem Vorbild neu verlegt. Vom Empfangs- geht es in den „Gefolgesaal“, der eine Gewölbedecke aus Stuck besitzt. Der Schmuck an den Wänden und eine historisierende Uhr sollen Bahnhofsatmosphäre vermitteln. Ansonsten ist es ein Restaurant, das aber wie der gesamte „Bahnhof“ nicht öffentlich zugänglich ist. Die „Kaisertreppe“ führt hinauf in den ersten Stock: in die Gleishalle. Dieser große Raum, in dem einst der Zug des Kaisers abfuhr oder endete, bietet insgesamt wieder den Raumeindruck einer feudalen Bahnhofshalle. Die originalen Stahlträger werden dazu restauriert und wieder eingebaut und auch der erhaltene Fußboden mit seinem Schachbrettmuster ist wieder vorhanden. Selbst zwei Abteilwaggons der guten alten Reichsbahn werden hier stehen, ihr Inneres dient als Gruppenraum der Akademie. Die Gleishalle soll nämlich Treffpunkt und Schulungszentrum für Kleingruppen werden. In spezielle „Glaskuben“ in der Halle können sich die Teilnehmer zu Gesprächen und Seminaren im kleinen Kreis zurückziehen. Wie ist das Kunststück fertig zu bringen, in einem eigentlich viel zu kleinen historischen Gebäude eine Schule mit Hörsaal und Seminarräumen unterzubringen? Die Architekten wählten eine unterirdische Lösung. Derzeit ist im Anschluss an das historische Gebäude eine mächtige Baugrube erkennbar. Sie soll das künftige Auditorium und die Seminarräume aufnehmen. Das Hörsaalhalbrund wird für 175 Zuhörer gebaut. Richtige Fenster mit Ausblick nach außen gibt es weder hier noch in den benachbarten Räumen des Untergeschosses. Lediglich ein schmales Lichtband, 30 Zentimeter über der Grünanlage lässt Tageslicht in den unterirdischen Schulungstrakt. So bleibt der Blick auf die historische Fassade ungetrübt. Platz für Büroräume und die Küche bieten die Gewölbegänge in der ersten Etage. Hier mischen sich historische Konstruktionen mit modernen Einbauten. Wahrscheinlich wird sich die DB Akademie dem Druck der Öffentlichkeit, an diesem Bauwerk teilhaben zu können, später nicht entziehen können. Führungen und Tage der offenen Tür dürften sehr gefragt sein.

Günter Schenke

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