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Sport: Abpfiff für Rassisten

Bundesligaschiedsrichter drohen mit Spielabbruch

Ob es jemals dazu kommen wird, dass im Fußball zusätzlich zu den beiden Assistenten an der Seitenlinie noch zwei kommen, die hinter den Toren stehen, weiß niemand. Michel Platini hatte diesen Gedanken entwickelt. Noch dürfte es sich bei diesem Vorschlag des ehemaligen Weltklassespielers lediglich um Wahlkampfgetöse handeln. Der Franzose will schließlich Präsident des europäischen Fußballverbandes Uefa werden und tritt am 26. Januar beim Uefa-Kongress in Düsseldorf gegen den Schweden Lennart Johansson an. Im Favorite Parkhotel in Mainz wurde Platinis Vorschlag am Wochenende nicht diskutiert, da ging es um andere Probleme des deutschen Schiedsrichterwesens. Es gab es Kaffee, Streuselkuchen, 39 deutsche Schiedsrichter und Werner Hackmann. Das Treffen nannte sich Halbzeit-Tagung der deutschen Lizenzspiel-Schiedsrichter.

Vor ein paar Jahren hätte bei diesem Termin ein erfahrener Schlichter für Ruhe sorgen müssen – die Beteiligten mochten sich nicht so recht. Heute ist Hackmann nicht mehr Chef des Bundesligaklubs Hamburger SV, sondern Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Er saß recht friedlich auf seinem Stuhl, es knisterte allenfalls ein wenig zwischen den Beteiligten, aber Hackmann fand am Ende allerlei Überlegungen positiv. Auch die eines Runden Tischs, an dem sich drei bis vier Mal während der Saison Trainer, Manager und Schiedsrichtertreffen sollen. Eine Art regelmäßiger Friedensgipfel. Schließlich wolle man sich gegenseitig mehr Respekt zollen und miteinander reden, sagte Hackmann.

Das solche Zusammentreffen durchaus harmonisch ablaufen können, zeigte sich, als es im November 2006 eine Art Generalprobe gab. Dort vereinbarten Dieter Hoeneß und Schiedsrichtervertreter, dass der Hertha-Manager für seine Ausfälle gegen Schiedsrichter nicht bestraft wird. Im Gegenzug will Hoeneß öffentlich Unparteiische nicht mehr kritisieren.

Wann denn endlich die Zweite Bundesliga den so genannten vierten Schiedsrichter bekommt, das hängt ausschließlich von finanziellen Fragen ab. Dies erklärte Volker Roth, der Vorsitzende des Schiedsrichter-Ausschusses. Sowohl DFL als auch die Schiedsrichter wünschen sich diesen vierten Mann, der am Spielfeldrand bestimmte Probleme mit Ersatzspielern und Trainern lösen kann.

Die Unparteiischen sehen sich jedenfalls bestens vorbereitet. Trotz der Betrugsaffäre Hoyzer „haben wir so viele Schiedsrichter wie nie zuvor“, sagte der Lehrwart des Deutschen Fußball-Bundes Eugen Strigel. „Da hat sicher auch die WM für einen Schub gesorgt.“

Schiedsrichter Markus Merk wünscht sich von den Profis mehr Ehrlichkeit. „In England ist Schauspielerei verpönt. Bei uns haben manchmal die Sanitäter die größten Laufwege.“ Merk, Strigel und Roth wollen zudem die Sensibilität für das Thema Rassismus verschärfen. Es würden auch weiterhin Spiele sofort abgebrochen, wenn wie im Fall des Bundesligaspiels Aachen gegen Mönchengladbach rassistische Sprechchöre von den Zuschauern kämen, sagte Roth. „Wir dürfen das Thema nicht verniedlichen“, erklärte Hackmann.

Aber auch die Schiedsrichter mussten sich Kritik gefallen lassen. Während sich Hackmann weniger „arrogantes Verhalten“ der Unparteiischen wünschte, forderte Roth mehr Elfmeter. „Da wird aus Angst vor Schwalben zu wenig gepfiffen.“ DFL-Chef Hackmann zog bei diesem Satz nur die Brauen hoch.

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