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Sport: Das Geheimnis von Kaiserslautern

Mit einem radikalen Umbruch will Trainer Wolfgang Wolf den Tabellenletzten vor dem Abstieg retten

Der 1. FC Kaiserslautern versuchte am Montag, künstliche Ruhe zu erzeugen. Der Fußball-Bundesligist wollte die Namen seiner ausgemusterten Fußballprofis nicht preisgeben. „Ich habe mit einigen Spielern gesprochen und ihnen gesagt, dass ich nicht mehr mit ihnen plane“, sagte Trainer Wolfgang Wolf beim Trainingsauftakt des Tabellenletzten. „Ich werde jedoch weder Zahl noch Namen bestätigen, das halte ich unter Verschluss.“ Die Entscheidung, den Akteuren ihre Ausmusterung jetzt bekannt zu geben, sei hart, aber fair. So hätten diese länger Zeit, sich einen neuen Verein zu suchen.

„Wir haben die Spieler nicht in die Wüste geschickt“, sagte Wolf auf Nachfragen. „Sie werden ganz normal weiter am Trainingsbetrieb teilnehmen." Es gebe einige Profis, deren Zukunft er eher auf der Tribüne als auf dem Platz sehe, meinte der Trainer, der das Amt in Kaiserslautern am 21. November übernommen hatte und mit einem Vertrag bis 2008 ausgestattet wurde. Der ehemalige Pfälzer Profi ließ keinen Zweifel daran, dass andere Spieler nicht vor ähnlichen Konsequenzen gefeit sind. „Wer nicht mitzieht, hat hier keine Zukunft mehr.“ Ob es sich bei den Ausgemusterten namentlich um Ferydoon Zandi, Ex-Spielführer Thomas Riedl, Timo Wenzel, Lucien Mettomo, Michael Lehmann, Torsten Reuter und Stefan Blank handelt, wie von mehreren Medien übereinstimmend berichtet worden ist, wollte Wolf nicht sagen.

Derweil erklärte Irans Nationalspieler Zandi, der vor anderthalb Jahren vom VfB Lübeck gekommen war, dass er trotz einer möglichen vorzeitigen Ausmusterung bis zum Saisonende beim FCK bleiben wolle. „Derzeit bin ich noch Lauterer und versuche, mit der Mannschaft den Klassenerhalt zu schaffen“, sagte Zandi in einem Interview mit der iranischen Nachrichtenagentur Isna. „In sechs Monaten werde ich dann mit dem Vorstand über die Zukunft verhandeln“, sagte Zandi. Er habe noch keine konkreten Angebote von anderen Vereinen erhalten. Der Vorstandsvorsitzende des Vereins, René C. Jäggi, erklärte unterdessen, dass es für keinen Spieler Anfragen gebe.

Damit dürfte sich ein möglicher finanzieller Gewinn durch den Umbruch erübrigen. Denn von den sieben in Rede stehenden Spielern haben Mettomo, Lehmann und Reuter noch Verträge bis 2007, Blank sogar bis 2008. Zandis, Riedls und Wenzels Arbeitsverhältnisse enden jeweils nach dieser Saison. Dennoch leisteten sich die Pfälzer zum Jahreswechsel drei neue Spieler. „Wir mussten aber an keine Reserven gehen, die die Existenz des Vereins gefährden“, betonte Jäggi.

Nach dem norwegischen Verteidiger Jon Inge Hoiland (Malmö FF) und dem slowakischen Mittelfeldspieler Balazs Borbely (FC Artmedia Bratislava) präsentierte der Verein am Montag den dritten und aller Voraussicht nach letzten Transfer in der Winterpause: den Franzosen Mathieu Beda. Der 1,88 Meter große Innenverteidiger erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2008, der auch für die Zweite Liga gilt. „Alle drei Neuzugänge waren Stammspieler in ihren Vereinen. Sie werden frischen Wind in die Mannschaft bringen“, sagte Wolf. Angesichts des erneut drohenden Sprachengewirrs durch die vielen Ausländer im Kader will der Coach einen Deutschlehrer mit ins zehntägige Trainingslager von Sonntag an im südspanischen La Manga nehmen.

Bereits am Freitag hatte der FCK die Verpflichtung der Nationalspieler Jon Inge Hoiland aus Norwegen und des Slowaken Balasz Borbely gemeldet. Die drei Neuen sind am späten Sonntagabend in der Pfalz eingetroffen und waren gestern beim Laktattest zum Auftakt der Saisonvorbereitung schon dabei. Alle seien von ihm selbst, von seinem Bruder Arno Wolf und von Hubert Neu sowie Teammanager Olaf Marschall gescoutet worden, sagte Wolfgang Wolf. Die aussortierten Spieler konnten die Freude über die Neuen nicht teilen. Auf ihre Hilfe wird – im Gegensatz zu den gepriesenen Zugängen – beim Kampf um den Klassenerhalt kein Wert mehr gelegt. (mit dpa)

Oliver Sperk[Kaiserslautern]

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