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FSV Mainz 05: Den Meister ratlos gemacht

Nach dem Punktgewinn in Wolfsburg wird sich Mainz 05 der eigenen Stärke bewusst.

Von Christian Otto

Im Alter von 33 Jahren muss dem Fußballprofi Miroslav Karhan wahrlich nicht mehr unterstellt werden, dass er zu Übertreibungen oder Gehässigkeiten neigt. Was der Defensivspieler des FSV Mainz 05 nach dem 3:3 (2:2) beim Deutschen Meister VfL Wolfsburg zu sagen hatte, klangt plausibel und alles andere als schadenfroh. „Die Wolfsburger haben zwar die teureren Spieler. Aber bei uns geht es über die Mannschaftsleistung“, sagte Karhan, er war stolz auf sich und sein Team. Sechs Jahre lang hatte der Slowake beim VfL unter Vertrag gestanden und in dieser Zeit doch immer nur an der Oberfläche wirklich guten Fußballs gekratzt – wirklich zufrieden war er nie. Mit den Mainzern, die sehr frech aufspielten, erlebte Karhan bei seiner Rückkehr ins Niedersächsische eine späte Genugtuung.

Es war bemerkenswert, was sich die Mainzer bei ihrem Remis im Stadion des Meisters herausnahmen. Sie ließen sich durch einen zweimaligen Rückstand, schnell herausgeschossen durch zwei Tore des Nigerianers Obafemi Martins und den Treffer von Zvjezdan Misimovic zum 2:3, nicht aus der Ruhe bringen. Zweimal konnte die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel, der sein Team zu einer Kombination aus Spielwitz und Mut überredet hatte, einen Rückstand egalisieren. „Wir wollten hier auf Sieg spielen, da waren sich alle einig“, sagte er. Und Routinier Karhan war wegen des überzeugenden Spiels seiner Mannschaft optimistisch: „Wenn wir so spielen, brauchen wir uns in der Bundesliga vor keinem zu verstecken.“

Mainz überraschte an diesem Samstagnachmittag vor allem taktisch. Gegen die Wolfsburger, die sich ihrer Sache zu sicher waren und spielerisch zeitweise sogar vorgeführt wurden, hatte Tuchel anfangs eine Art 4-2-3-1-System spielen lassen. Nach dem Seitenwechsel kamen, was man wohl kaum auf einem Trainerlehrgang beigebracht bekommt, noch ein zusätzlicher Innenverteidiger und ein weiterer Stürmer. Die Mannschaft trat unberechenbar auf. „Ich kann das Ende dieses Spiels auch nicht erklären“, sagte der ratlose Wolfsburger Trainer Armin Veh, der weiterhin nach dem richtigen System für sein Meisterteam sucht. Spielbestimmend waren eigentlich stets die Mainzer geblieben, bei denen vor allem Andreas Ivanschitz überzeugte. Der 26-Jährige trickste in der Offensive und arbeitete in der Defensive fleißig mit, sein Laufpensum war beeindruckend. Trainer Tuchel wollte deshalb gar nicht mehr aufhören zu schwärmen vom „Mut und Spaß“, den sein Team ihm bereite.

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