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Sport: Ein Plädoyer für das Defizit Bayerns Manager Hoeneß will mehr Geld vom Fernsehen

Marbella. Die Ruhe hatte plötzlich ein Ende.

Marbella. Die Ruhe hatte plötzlich ein Ende. Bisher gab es wenig anderes als nette Worte zu hören im Trainingslager des FC Bayern München in Marbella, bedrohlich erschien allenfalls der kurzzeitig schmerzende Ellbogen des Nationaltorhüters Oliver Kahn. Als aber Manager Uli Hoeneß auf die TV-Vermarktung der Fußball-Bundesliga angesprochen wurde, war es mit dem Frieden vorbei.

„Jeder Sender darf jetzt das Produkt Fußball kaputtmachen“, sagte Hoeneß. Dabei sei der Fußball vor allem im Hinblick auf die WM 2006 „ein absolutes Superprodukt und keine Ramschware, die auf dem Jahrmarkt verkauft wird“. Hoeneß machen zwei Dinge zornig: zum einen die Hinhaltetaktik von Sat 1, das die Preise für die Übertragungsrechte drücken will, zum zweiten die bislang sehr zurückhaltende Reaktion der Deutschen Fußball-Liga (DFL), die mit der Schweizer Gesellschaft Infront für die Vermarktung zuständig ist. „Ich verstehe das Herumeiern der DFL nicht. Sie lässt sich von den Sendern vorführen.“ Die Liga müsse „eine Position der Stärke einnehmen“. Für Hoeneß steht nicht die von Sat 1 angestrebte Reduzierung der TV-Gelder zur Diskussion, „ich denke eher an eine Erhöhung auf 120 oder 150 Millionen Euro“. Derzeit zahlt Sat 1 pro Saison 80 Millionen Euro, will diese Summe aber auf 50 Millionen reduzieren, da der Fußball seit langem ein defizitäres Geschäft ist.

„Wenn die Sender ohne Fußball auskommen, dann gratuliere ich. Wir sind nicht auf Sat 1 angewiesen“, sagte Hoeneß. Bis März kann Sat 1 sein Vorrecht auf eine Vertragsverlängerung geltend machen. Dass sich derzeit weder Mitbewerber noch Interessenten für eine Aufteilung der Rechte melden, stört Hoeneß nicht. „Die ARD will die WM 2006, und wer die will, muss auch die Bundesliga-Rechte kaufen – das liegt ja alles in einer Hand.“ Beide Rechte vertreibt die Schweizer Infront. Doch die ARD will die Bundesliga nicht. Für ZDF und RTL ist ein Einstieg ebenfalls kein Thema, und das DSF könnte so ein Projekt kaum schultern. Unruhige Zeiten stehen der Liga bevor. Nur in Marbella hatte sich am Abend wieder alles beruhigt.

Daniel Pontzen

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