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Eisbären gegen Straubing: Revue mit nacktem Oberkörper

Vor dem Spiel gegen die Straubing Tigers warnt Eisbären-Coach Don Jackson vor den Bayern, die diese Saison zum ersten Mal in die Endrunde einziehen könnten. Warum Eisbären-Gegner Straubing so groß aufdreht?

Von Katrin Schulze

Der Job als Eishockeytrainer fordert viel mentales Coaching. Don Jackson zum Beispiel muss den Spielern der Eisbären in der Hauptrunde jede Woche mehrfach erzählen, wie wichtig doch das nächste Spiel ist. 52 Mal vor 52 Begegnungen. „Respekt vor jeder Mannschaft“, fordert der Berliner Trainer von seinen Profis. Zu oft hat Jackson schon mitbekommen, wie sich bei seinen Eisbären gerade gegen Mannschaften wie den Straubing Tigers, die seit ihrer Ligazugehörigkeit zuverlässig im unteren Tabellendrittel zu finden waren, der Schlendrian einschlich. Dabei sind die Tigers mit ihrer „einfachen, körperbetonten Spielweise sehr gefährlich“, wie Jackson sagt. Und inzwischen, auch wenn das noch nicht jeder Berliner Profi verinnerlicht hat, gar nicht mehr so weit hinten in der Rangliste wie üblich.

Auf Platz fünf stehen die Bayern, und es muss schon viel passieren, dass sie die Play-offs in dieser Saison noch verpassen. Fünf Punkte Vorsprung haben sie bei 13 noch ausstehenden Hauptrundenspielen schon vor den Pre-Play-off-Plätzen. „Über diese Momentaufnahme freue ich mich“, sagt Jason Dunham. An die Endrunde wagt Straubings Sportlicher Leiter noch nicht richtig zu denken, wäre es doch die erste der Tigers seit ihrer nun schon sechs Jahre andauernden Zugehörigkeit zur Deutschen Eishockey-Liga. Dass aber irgendetwas anders ist in dem 45.000-Einwohner-Städtchen Straubing, hat Dunham schon bemerkt. Am Telefon sagt er: „Alle sind verrückt nach Eishockey. Sie können sich gar nicht vorstellen, was hier los ist.“

Zumindest aber erahnen lässt sich die neue Hysterie in Niederbayern, dazu braucht man sich nur ein im Internet kursierendes Video anzuschauen. Es zeigt eine vor kreischender Meute wild umherhüpfende Straubinger Mannschaft nach einem ihrer überraschenden Siege. Zum Höhepunkt der Vorführung tanzt und räkelt sich Verteidiger Bruno St. Jacques auf Schlittschuhen mit nacktem Oberkörper zur Musik von Michael Jackson. Ein bisschen Revue in der Eishockeyprovinz.

Die plötzliche Aufmerksamkeit für seinen Klub findet der Sportliche Leiter nett, wirklich überraschend allerdings kommt die aktuelle Entwicklung für ihn nicht. „Das ist der Lohn für einen langjährigen Prozess“, sagt er. „Wir haben hier viel aufgebaut – ein neues Stadion und eine gute Mannschaft.“ Eine gute Mannschaft, die in Matthew Hussey mit 21 Treffern den bisher besten Torschützen der Liga stellt und in Barry Brust einen der besten Torhüter.

Dass es für dieses bisher so unauffällige Team aber für einen Platz unter den besten Sechs reicht, hätte nicht einmal Eisbären-Trainer Don Jackson gedacht. „Das erstaunt mich schon“, sagt er er vor dem Spiel am Sonntag in Straubing (14.30 Uhr). Und: „Es wird wohl richtig schwer für uns.“ Mit reiner Motivation seiner Spieler hat die Aussage des Berliner Trainers diesmal nichts zu tun.

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