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Sport: Schwer zugelegt

Pascal Hens steigert sich und das Niveau der deutschen Mannschaft

Am liebsten hätte Pascal Hens die Mixed Zone nicht mehr verlassen. Wie ein Funkturm stand der 2,03 Meter große Handballspieler inmitten einer Schar von Fragenstellern und antwortete jedem mit einem Lächeln. Egal, ob ihm die Frage bereits mehrfach gestellt worden war, nach dem 35:29 (17:14) im ersten WM-Hauptrundenspiel gegen Slowenien hatte Hens viel Geduld. Ganz cool, wie er ohnehin rüberkommen möchte, erklärte der Hamburger seine enorme Steigerung: „Torewerfen ist doch meine Aufgabe.“ So einfach war das also gegen die Slowenen, aber es steckte dennoch viel mehr dahinter.

„Sein Schwung, seine Einsatzbereitschaft waren diesmal besonders stark. Damit hat er auch die anderen mitgerissen“, lobte ihn Bundestrainer Heiner Brand. Was in den drei Vorrundenspielen, vor allem bei der Niederlage gegen Polen, noch nicht so geklappt hatte, ging diesmal auf. Neun Tore trug Hens zum Erfolg bei. Dass der 30-Jährige, der schon mit seinem Irokesenschnitt auffällt, der über dem rechten Ohr schwarz-rot-gelb gefärbt ist, höher springen, härter und genauer werfen kann als andere, ist bekannt. Doch Hens hat längst auch körperlich zugelegt, er kann somit nicht nur aus dem linken Rückraum die Tore werfen. Lange vorbei ist die Zeit, als er sich wegen seiner dürren Arme und Beine den heute noch bestehenden Spitznamen „Pommes“ einhandelte. Hens ist mittlerweile in der Lage, sich mit seinen knapp 100 Kilo Gewicht auch im 1:1-Spiel durchzusetzen.

Gegen Slowenien übernahm er vor allem in der ersten Halbzeit viel Verantwortung, als er gleich dreimal im Unterzahlspiel Tore erzielte. Meist jedoch nach dem bei ihm bekannten Muster. Mit drei Schritten bringt er sich in Schwung, zieht nach innen, steigt hoch und dann kann er sich die Torecke aussuchen. Die Präzision der Würfe war frappierend. „Eine solche Leistung verlange ich von ihm in jedem Spiel“, forderte Heiner Brand, der Hens deswegen nicht besonders herausheben wollte. Der Bundestrainer sieht Handball zuallererst als Mannschaftssport, in dem jeder Spieler seinen Beitrag zum Erfolg leisten muss. Gegen Slowenien, das ab dem Hens-Treffer zum 4:3 in Unterzahl in der 10. Minute nicht mehr in Führung kam, war sein Team tatsächlich eine geschlossenen Einheit.

Warum das in den drei Vorrundenspielen nicht ähnlich lief, dafür hat Hens eine Erklärung: „Irgendwie wurden wir den Druck nicht los, haben aber auch immer dieselben Fehler gemacht.“ Und dann fügte er noch etwas hinzu, was als Kampfansage für die noch folgenden drei Hauptrundenspiele galt: „Es kann doch nicht sein, dass wir uns in der eigenen Halle verstecken.“ Auch Tunesien sollte das – nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe – in der Dortmunder Westfalenhalle zu spüren bekommen. Über eine Frage ärgerte sich Pascal Hens dann aber doch: Ob für ihn das Erreichen des WM-Halbfinals das Größte wäre? Die Antwort darauf gab er nur einmal: „Warum sollte ich das Halbfinale feiern? Ich will ins Finale.“

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