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Sport: Sieg nach sieben Punkten

Petkovic steht im Achtelfinale der Australian Open

Ein spitzer Schrei hallte durch die Rod-Laver-Arena, dann war das Match beim Stand von 1:0 zu Ende. Zu diesem Zeitpunkt waren gerade einmal sieben Punkte und vier Minuten gespielt. Andrea Petkovic hatte aufgeschlagen – und beim Return krümmte sich Venus Williams vor Schmerzen. Es war abzusehen gewesen, dass diese Drittrundenpartie bei den Australian Open vielleicht früher beendet werden würde als mit dem Matchball. Denn in der Runde zuvor hatte sich die siebenmalige Grand-Slam-Siegerin offenbar den rechten Hüftbeuger gezerrt. Dass sich die Amerikanerin da noch buchstäblich zum Erfolg geschleppt hatte, ließ gar daran zweifeln, ob sie überhaupt zur Partie gegen Petkovic antreten würde. „Ich habe noch nie ein Grand-Slam- Match aufgegeben“, sagte Williams nach dem Match konsterniert. Sie habe es auch dieses Mal vermeiden wollen – „aber ich konnte mich nicht bewegen, es war zu schmerzhaft“.

Der enorme Wille der Williams-Schwestern ist bekannt. Und es sollte der älteren von beiden zugute gehalten werden, dass sie es zumindest versuchen wollte. Doch die 15 000 Zuschauer, die sich am Freitag auf einen unterhaltsamen Tennisabend gefreut hatten, bekamen doch eher den Eindruck, sie wolle im Grunde nur noch kurz das nächste Kleid ihrer neuen Kollektion präsentieren. Denn schon bei den ersten Schritten auf dem Platz war klar, das es eigentlich keinen Sinn für sie machte anzutreten. Williams konnte sich in den Ballwechseln nicht richtig bewegen, verlor daher sofort ihr erstes und einziges Aufschlagspiel. Petkovic musste gar nicht mehr tun, als die Bälle konzentriert ins Feld zu spielen. Dass sie durch die Aufgabe ihrer Gegnerin ins Achtelfinale der Australian Open einzog, war Petkovic gar nicht recht: „Es tut mir leid für sie. Es ist sehr schade, ich hatte mich so gut gefühlt und wollte mich unbedingt mit ihr messen. Ich hatte so viel Vertrauen in mich, dass ich gewinne.“

Petkovic ist nun die letzte deutsche Spielerin aus dem Gros von insgesamt 19 gestarteten. Das war sie bereits bei den US Open im letzten Herbst, wo die 23 Jahre alte Darmstädterin den bisher größten Erfolg ihrer Karriere mit der Runde der letzten 16 feierte. Auch dort musste sie zu ihrem dritten Match gegen die Chinesin Peng Shuai sogar erst gar nicht antreten. „Ich hoffe, ich verhexe die Mädels nicht“, flachste Petkovic, doch sie erinnerte sich auch, dass sie die unverhoffte Pause damals „ganz aus dem Rhythmus gebracht“ hatte. Sie habe da zu viel Zeit gehabt, um die Gedanken herumwandern zu lassen.

Das passiere ihr nicht noch einmal, versicherte Petkovic. Sie werden sich auch nicht wie in New York noch einmal von einem riesigen Tennisstadion einschüchtern lassen. Das Gefühl beim Auftritt in der Rod-Laver-Arena, auch wenn der nur kurz geriet, war da schon deutlich besser. Die gewachsene Erfahrung ist die eine Sache, die verbesserte Fitness die andere, die Petkovic in den letzten Monaten zu einer konstanteren Spielerin gemacht hat. „Ich gewinne jetzt gegen die besten 50 auch Matches, wenn ich keinen guten Tag habe. Ich kämpfe mich durch“, sagte die Weltranglisten-33., „wenn ich eine Topspielerin werden will, muss ich das jede Woche so machen.“

Zunächst muss sie diese Leistung am Sonntag gegen die ehemalige Weltranglistenerste Maria Scharapowa aufbieten. Julia Görges war der Russin am Nachmittag mit 6:4, 4:6 und 4:6 zwar unterlegen, hatte aber eine mutige und hochklassige Vorstellung geboten. „Julia hat mir perfekt vorgemacht, wie man gegen sie spielen muss: aggressiv und immer voll drauf“, sagte Petkovic. Und schob augenzwinkernd nach: „Eigentlich bin ich sauer auf Julia, nach diesem unglaublichen Kampf ist Scharapowa jetzt so richtig im Turnier.“

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