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Wirtschaft: Dax schwächelt zum 15. Geburtstag

Ende des Streiks und Steuerreform lassen Aktien nur zeitweise steigen – Aktieninstitut: Index ist Erfolgsgeschichte

Berlin (mot/os). Das Ende des Streiks in der Metallindustrie sowie der Ausblick auf Steuerentlastungen und eine Konjunkturbelebung haben die Aktien am Montag zeitweise steigen lassen. Am Nachmittag verschlechterte sich die Stimmung allerdings. Der Dax notierte zum Böesenschluss bei 3220,58 Punkten – das waren 0,13 Prozent weniger als vor dem Wochenende. Der Index gab nach, weil der ChicagoEinkaufsmanager-Index, ein wichtiger Indikator für die amerikanische Konjunktur, schwächer anstieg als erwartet. Außerdem gab es Gerüchte über eine Schieflage bei der WestLB, die die Bank jedoch entschieden dementierte.

An diesem Dienstag feiert der Deutsche Aktienindex sein 15-jähriges Bestehen. Am 1. Juli 1988 wurde das wichtigste deutsche Börsenbarometer zum ersten Mal bei einem Stand von 1141 Punkten notiert. Seitdem hat der Index knapp 200 Prozent zugelegt.

Anlass zu Gelassenheit gaben den Börsianern am Montag zunächst Konjunkturdaten aus Europa: Der Preisauftrieb in den Ländern der Euro-Zone hat sich leicht erhöht und die Sorge vor einer Deflation entschärft. Nach der Vorausschätzung des EU-Statistikamtes Eurostat lag die jährliche Inflationsrate im Juni bei 2,0 Prozent. Im Mai war mit 1,9 Prozent die Grenze der Preisstabilität von 2,0 Prozent nach unten durchschritten worden. Hoffnungsvolles teilte auch die EU-Kommission mit. So sei der Index der Wirtschaftsstimmung in der Eurozone im Juni gegenüber dem Vormonat von 98,1 auf 98,2 Punkte gestiegen. Der Stimmungsindikator für Deutschland sei überdurchschnittlich geklettert. Der Index umfasst neben den Konjunktureinschätzungen von Industrie und Bau auch Daten zum Verbrauchervertrauen.

Auch die Charttechniker (siehe Lexikon) gaben für die nächsten Tage einen positiven Dax-Ausblick. Solange der Index die Marke bei 3150 Punkten nicht deutlich unterschreite, bestünden gute Chancen, dass der Dax sein Jahreshoch von 3324 Punkten hinter sich lasse und bis auf 3450 Zähler vorstoße. Werden hingegen 3068 Punkte unterschritten, wäre der Anstieg der letzten Wochen – seit März gewann der Dax fast 30 Prozent – kein Aufschwung gewesen, sondern eine zeitlich begrenzte Korrektur nach oben. Es drohten dann neue Tiefs bis 1500 Punkte.

1500 Punkte – das wäre fast der Stand, mit dem der Dax, dessen 30 Werte heute rund 70 Prozent des gesamten Grundkapitals deutscher börsennotierter Aktiengesellschaften repräsentiert, vor 15 Jahren erstmals in den Handel ging. Nach einem verhaltenen Start kam Mitte der 90er Jahre der erste steile Aufschwung, der den Dax auf 6000 Punkte trieb.

Asien- und Russland-Krise beendeten den Aufwärtstrend. Der Dax verlor 1998 in einem halben Jahr mehr als ein Drittel seines Wertes. Niemand ahnte damals, dass der große Boom noch bevorstand. Mit dem Hype der New Economy stiegen seit Ende 1998 die Kurse. Die Gründung des Neuen Marktes verschaffte den Telekommunikations- und Internetwerten eine beispiellose Nachfrage, der Börsengang der Telekom wurde als Beginn einer neuen Aktienkultur gefeiert.

Höhepunkt der Hysterie war der 7. März 2000, als der Dax 8136 Punkte erreichte. Danach ging es steil bergab. Die Spekulationsblase platzte, Terroranschläge, Rezession und der Irak-Krieg beschleunigten die Talfahrt. Am 12. März 2003 erreichte der Dax sein Tief bei 2188 Punkten. Seitdem erholt er sich. „Der Dax ist eine Erfolgsgeschichte“, kommentierte Rüdiger von Rosen vom Deutschen Aktieninstitut die wechselvolle Geschichte des Index. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz warnte indes vor neuen Enttäuschungen: „Viele Kleinanleger warten, bis sie ihre Einstiegskurse wieder erreichen – dann kommt eine neue Verkaufswelle auf uns zu“, sagt ein Sprecher.

MEINUNGSSEITE, SEITE 19: DAX IM JUNI.

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