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Wirtschaft: Wachsende Sorge vor den Folgen des Irak-Konflikts

Ölpreise und Euro-Kurs ziehen kräftig an

Berlin (Tsp). Bundesregierung und Wirtschaft sind zunehmend besorgt über die Auswirkungen eines IrakKrieges auf die Konjunktur in Deutschland. Ein bewaffneter Konflikt im Nahen Osten würde die Lage „erheblich verschlimmern“, sagte Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) der „Welt am Sonntag“. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Michael Rogowski, warnte am Sonntag im Deutschlandfunk, ein lang anhaltender Krieg hätte „gravierenden Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung sowohl in Deutschland als auch weltweit“. Laut Clement wäre das Ausbleiben eines Krieges ein „wirtschaftlichen Befreiungsschlag“.

Die Sorge vor einem Krieg trieb die Ölpreise und den Euro-Kurs weiter in die Höhe, an den Börsen gingen die Kurse dagegen rasant nach unten. Der Preis für Rohöl zur Terminlieferung im März stieg in New York zum Wochenende um 3,2 Prozent auf 33,28 Dollar je Barrel (159 Liter). Die US-Rohölpreise sind damit um 69 Prozent höher als vor einem Jahr. Der Euro durchbrach am Freitag die Marke von 1,08 US-Dollar und stieg auf den höchsten Stand seit Oktober 1999. Beides sind Entwicklungen, die die ohnehin schwache Konjunktur in Europa weiter abschwächen könnten. Vor allem in Deutschland hängt die Konjunktur stark von den Exporten ab. Ein dauerhaft starker Euro könnte die Ausfuhren deutlich bremsen.

Die internationalen Finanzmärkte seien „schon jetzt erheblich aus den Fugen“, sagte Clement. Investoren verharrten in Wartestellung. Das sei die Ursache „für eine Vielzahl der nationalen und internationalen Wirtschaftsprobleme - mit negativen Auswirkungen auf unsere Volkswirtschaft“.

BDI-Chef Rogowski warnte vor einer Rezession in Deutschland. Das Land stehe derzeit bereits kurz davor. „Und wenn wir dann gar noch an Irak denken und was da noch passieren kann, dann kann das (eine Rezession) kein Mensch ausschließen“, sagte Rogowski. Europa würde durch die Ölpreise und den Euro-Kurs „von zwei Seiten in die Zange genommen“. Selbst ohne einen Irak-Krieg werde das Wachstum 2003 unter einem Prozent liegen.

Clement zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Konjunkturlage ohne einen Krieg im zweiten Halbjahr verbessern könnte. Die Bundesregierung rechne mit einem Wachstum der Wirtschaft um ein Prozent. In seinem am Mittwoch anstehenden Jahreswirtschaftsbericht wird Clement von mehr als vier Millionen Arbeitslosen ausgehen.

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