Man sagt ja, der technische Fortschritt führe zu einer Umkehrung im Verhältnis der Generationen: Die Jüngeren sind jetzt schlauer als die Älteren. Angeblich krabbeln bereits Fünfjährige hurtig durchs Netz, während unsereins noch dumpf aufs Desktop starrt, und sie wildern in Pentagon-Dateien, wo wir schon am Textverarbeitungsprogramm scheitern.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 21.01.2001
Bis weit in den Zuschauerraum hinein reicht die Spielfläche: Eine waghalsige Schräge aus groben Brettern. Durch die Ritzen dieser ineinander verschachtelten Bühnen-Landschaft dringt das Licht aus einer anderen, unbekannten Welt.
Der heiter lächelnde Mozart ist ein grauenhaftes Klischee, aber solange es Mozartkugeln und die "Kleine Nachtmusik" gibt, lässt sich nicht viel dagegen ausrichten. Nicht einmal von Murray Perahia, und auch nicht vom Chamber Orchestra of Europe.
Als der frischgewählte Pontifex die weißen Papstgewänder angelegt hatte und in die Sixtinische Kapelle zurückgekehrt war, gingen die Kardinäle einzeln zu Karol Wojtyla, um ihn zu umarmen und zu gratulieren. Der polnische Primas Stefan Wyszynski erhielt die längste Umarmung an jenem denkwürdigen 16.
Er gilt als konziliant, aber fest in Glaubensfragen. Der gelernte Dogmatik-Professor gehört nicht zu den progressiven Bischöfen, aber gilt als ein Kirchenmann, der realistisch und nüchtern nach gangbaren Wegen sucht.
Ein Kardinal ist der höchste Würdenträger der katholischen Kirche nach dem Papst. Er wird vom Papst ernannt und muss laut Kirchenrecht die Priesterweihe empfangen haben, sich in Glaube, Sitte und Frömmigkeit sowie durch Klugheit in Verwaltungsfragen auszeichnen.
Konklave heißen die vatikanischen Räume, in denen sich die wahlberechtigten Kardinäle versammeln, Konklave heißt aber auch der Vorgang der Wahl selbst. Frühestens 15 und spätestens 20 Tage nach dem Tod des Papstes müssen sich alle wahlberechtigten Kardinäle in Rom versammelt haben - völlig abgeschieden von der Aussenwelt hinter den hohen Mauern des vatikanischen Palastes.
Und nächsten Sommer, ganz zum Schluss, kommt dann noch "König Lear". Thomas Langhoff greift auf seinem langen Abschied vom Deutschen Theater nach den Riesengebirgen der Weltliteratur.
Es gibt Werke, bei denen ist die Pause zwischen dem letzten Akkord und dem Applaus mitkomponiert. Bruckners achte Sinfonie braucht die stummen Sekunden der Erschütterung als Reaktion auf ein maßloses Meisterwerk.
Deutschland möchte untersucht werden, und dazu bringt die Berliner American Academy zweimal im Jahr neue Fellows ins Land. Hochqualifizierte Forscher aus Amerika, voller Enthusiasmus für ihr Forschungsobjekt, mit jener Freude, die Ärzte beim Anblick ihres Patienten erfüllt.
Werkstattbühne Nationaltheater. Es tut sich was hinter dem Schleiervorhang, während im Saal noch das Einlasslicht herrscht.
In der Debatte um Joschka Fischers militante Vergangenheit wird der Eindruck erweckt, als handele es sich dabei um die Geschichte "der 68er". Tatsächlich aber hatte die linksradikale Szene der frühen siebziger Jahre, in der Fischer in Frankfurt zu einer führenden Figur aufstieg, nur noch wenig mit den Konfliktlinien und Illusionen der sechziger Jahre zu tun.
Eine Panne stand Pate für die "Farbenlichtspiele": Beim "Laternenfest" des Weimarer Bauhauses 1922 klappten die Schattenspiele nicht. Das brachte den Künstler auf die Idee, mit der unterschiedlichen Färbung der Lichter und der Schatten zu experimentieren.
Es sind maghrebinische Geschichten, aber von einer anderen Art als die Schnurren des gemütlichen Plauderers Gregor von Rezzori. Die Isolationshaft, die Malika Oufkir vor zwei Jahren in ihrem Bestseller "Die Gefangene" beschrieb, war kein humorvolles Abenteuer.
Glaubt man den Unkenrufen, so steht es schlecht um die deutsche Literatur. Zwar erscheinen immer mehr Bücher und die Zahl der Debütanten steigt sprunghaft an, doch gerade der Zuwachs bereitet Sorge.