Seit diesem Montag streiken in Berlin die Ärzte. Aber gegen wen richtet sich ihr Streik?
Alle Artikel in „Meinung“ vom 30.10.2000
Vier Mal schon hat eine junge Frau aus einem mecklenburgischen Dorf das Gleiche durchgemacht: Ihr verurteilter, ihr eingesperrter Vergewaltiger ist aus der Haft entkommen und womöglich auf dem Weg zu ihr. "Tut mir leid, aber die Kleine geht mir nicht aus dem Kopf", hatte Frank Schmökel 1997 bei seiner zweiten Flucht auf einem Zettel hinterlassen.
Ein gemäßigter Reaktionär, der ein bisschen was, nicht zu viel, gegen Ausländer hat, der glaubt, dass es eine Rückkehr der weißen Kniestrümpfe geben kann, der Multikulti unbehaglich findet - so jemand muss sich zurzeit verlassen vorkommen. Zunächst konnte er sich noch freuen, als Friedrich Merz mit seiner Leitkultur um die Ecke kam.
Gut 98 Prozent aller deutschen Firmen weigern sich, Geld in den Stiftungsfonds zur Entschädigung von Zwangsarbeitern einzuzahlen. Einige sagen, sie hätten kein Geld, andere, dass doch gefälligst erst alle Firmen zahlen sollten, die damals wirklich massenhaft Zwangsarbeiter beschäftigten.
Eine gelungene Wortschöpfung ist der Ausdruck "deutsche Leitkultur" nicht. Doch die Aufregung, die er ausgelöst hat, hat er auch nicht verdient.