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Mit Oma Lotti und einem Pflege-Influencer wurde die Nominierung von Jonathan Tah bekannt gegeben.

© IMAGO/kolbert-press

Die neue Kadernominierung des DFB: Zwischen witzig und gaga – Hauptsache Stimmung

Der DFB zeigt mit seiner Nominierung ein neues und zeitgemäßes Gesicht. Früher wurde der EM-Kader auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben, nun macht das Oma Lotti oder eine Dachdeckerin.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Bis Donnerstag werden Nominierte für den deutschen Kader bei der Heim-EM über Medien, Prominente, Influencer und Fans verkündet. Tolle Sache, witzig oder gaga? Immerhin, Fußball-Deutschland diskutiert.

Einige sind bisher bekannt. Und benannt, Nico Schlotterbeck vom BVB zur Primetime von Jens Riewa zum Beispiel. Oder Jonathan Tah von Bayer Leverkusen von Oma Lotti und dem Influencer Raschid Hamit. Manuel Neuer von Dachdeckerin Chiara. Aleksandar Pavlovic, der Bayern-Youngster, von Moderatorin Frauke Ludowig live bei „RTL Exclusiv“. Und Niclas Füllkrug meldet sich selbst: In der Radio-Morgensendung 1Live verkündet er seine Nominierung. „Ich kriege Gänsehaut, wenn ich daran denke“, sagte der telefonisch zugeschaltete BVB-Stürmer. Und weiter: „Es macht mich so stolz.“

Ja, Gänsehaut… Und Stolz. Das ist, was der DFB erreichen will. Spiel, Spaß, Spannung – dazu ein Gefühl, das dem Sommermärchen von 2006 nachspürt, als ganz Deutschland gleichsam ein Team wurde, „Schland“, mit Fähnchen und allem. Und die Mannschaft tatsächlich die der Deutschen wurde, im besten Sinn. Schland 2.0. Schön wär’s.

Immerhin, Gedanken haben sie sich beim DFB gemacht. Haben neue Wege gesucht. Und gefunden. Manches ist ja auch wirklich nett, besonders Oma Lotti. „Das bist du!?“, ruft die 93-Jährige entgeistert, als sie in einem Pappkarton von Altenpfleger und Influencer Hamid die Torte mit dem Porträt von EM-Spieler Jonathan Tah findet. Ach sooo… Der ist das. Ihr Tipp: „Der muss sich schneiden!“ Sie meint: Bart ab. Fußball ohne alte Bärte, gewissermaßen.

Gesicht zeigen, das gehört auch zum Deutschland von heute. Divers und offen und generationenübergreifend wollen wir sein, sollen wir sein, um positiv nach innen und nach außen zu wirken. Ganz bestimmt, wenn es nach dem ja doch politisch sehr beschlagenen Fußball-Präsidenten Bernd Neuendorf geht.

So was hätte in diesen aufgeregten und unlustigen Zeiten durchaus das Zeug zum Kult. Und eine tolle Sache wäre das, sollte es verfangen wie gewünscht. Dann muss der DFB aber schon noch Trikots mit Oma Lottis Konterfei versehen. Das könnte laufen – und würde auch ganz gut zu Tante Käthe passen, wie Sportdirektor Rudi Völler früher spaßeshalber genannt wurde. Witzig. Und ein bisschen gaga. Aber allemal besser als gar keine Stimmung.

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