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Friedrich Nowottny, ehemaliger Journalist und Intendant des Westdeutschen Rundfunks, feiert am 16. Mai seinen 95. Geburtstag.

© dpa

Journalistischer Kopf der Bonner Republik : Friedrich Nowottny wird 95

Er arbeitete als Zeitungsjournalist, prägte den „Bericht aus Bonn“, war WDR-Intendant: Friedrich Nowottny feiert Geburtstag.

„Ja. Doch. Nein. Ja.“ Die vier Antworten des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt auf die Fragen von Friedrich Nowottny in der „Tagesschau“ vom Juli 1971 gelten als legendär. Brandt war verärgert, weil der WDR-Journalist nur eine Minute und 30 Sekunden für ein Interview zu Brandts Treffen mit dem französischen Staatspräsidenten Georges Pompidou einräumen wollte.

Dieses „Gespräch“ schob die Karriere von Friedrich Nowottny an. 1967 war er vom Saarländischen Rundfunk (SR) ins WDR-Studio nach Bonn gewechselt. Schnell wurde er mit seiner Moderation des „Berichts aus Bonn“ – 571 Ausgaben bis Juni 1985 – zu einer journalistischen Zentralfigur der Bonner Republik. Mit Souveränität, Selbstbewusstsein und Schlagfertigkeit analysierte er die politischen Vorkommnisse; hinter den Brillengläsern blinzelte die Ironie, aber bei aller Distanz zeigte sich stets eine innere Nähe zum Geschehen. Nowottny wurde für das Publikum zum „Mister Bonn“.

571 Moderationen beim „Bericht aus Bonn“

Geboren wurde Friedrich Nowottny am 16. Mai 1929 in Hindenburg. Das Kriegsende verschlug Mutter, Tochter, Sohn – der Vater war gefallen – nach Bielefeld. Nach seinem Schulabschluss arbeitete Nowottny bei der britischen Armee, bei der Post und für eine Versicherung. Wirklich ernst wurde es mit einem Volontariat bei der „Freien Presse“. Schnell ging es für den Aufstiegswilligen nach oben: Redakteur, Ressortleiter, ab 1962 Leiter der TV-Abteilung für Wirtschaft und Soziales beim SR, schließlich das WDR-Studio in Bonn, das er von 1973 an leitete.

Ein Angebot, für Kanzler Helmut Kohl als Regierungssprecher zu arbeiten, lehnte er ab, stattdessen wurde er 1985 WDR-Intendant. In seine zehnjährige Amtszeit fiel der Start des ARD-„Morgenmagazins“, das Radio-Portfolio wurde nicht nur um Eins Live erweitert, als ARD-Vorsitzender managte er die Aufnahme der ostdeutschen Sender in die ARD.

Friedrich Nowottny blieb auch im Ruhestand ein geschätzter Gesprächspartner. Zur Ampelkoalition sagte er jüngst: „Das sind alles Kommunikations-Nullen.“ Beim Reformprozess des öffentlich-rechtlichen Rundfunks kritisierte er im epd-Gespräch „den schrankenlosen Einfluss der Politik“, zugleich forderte er die Anstalten auf, „sich zu bewegen, statt immer neue Luftschlösser zu bauen“.

Am Donnerstag feiert Friedrich Nowottny seinen 95. Geburtstag.

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