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Exiljournalisten Afghanistan

© Screenshot Alisher Sahir

Lage der Medien in Afghanistan: Bitte die Regierung verherrlichen

Die Taliban behaupten, es gäbe Pressefreiheit im Land. Sogar westliche Youtuber dürfen kommen - wenn sie positiv berichten und sich an strikte Bedingungen halten.

Von Alisher Shahir

In den letzten zweieinhalb Jahren haben die Taliban Dutzenden von in- und ausländischen Journalisten und YouTube-Aktivisten Zugang zu einer Fülle von Informationen und Themen verschafft, allerdings nur, wenn diese Informationen die Taliban positiv und Afghanistan unter der Kontrolle der Taliban als sicher darstellen.

Nach der Wiedererlangung der Macht starteten die Taliban eine Kampagne, um westliche YouTuber einzuladen. In dieser Zeit besuchten Dutzende von YouTubern aus Großbritannien, Irland, Kanada, den Vereinigten Staaten und einigen europäischen und asiatischen Ländern Afghanistan, wobei viele von ihnen die Situation im Land als „friedlich“ und das Verhalten der Taliban als „freundlich“ beschrieben.

Exiljournalist Alisher Shahir.

© privat

Andererseits weigerten sich die Taliban, wichtige und sensible Informationen zur Verfügung zu stellen und Recherchen zu Themen zu erlauben, die etwa die Korruption dieser Gruppe betrafen, ihre gruppeninternen Streitigkeiten, ihre Behandlung von Gefangenen, die Verhaftung protestierender Frauen und Mädchen, die Zahl der willkürlichen Verhaftungen, die Zahl der Hinrichtungen und Repressalien, die Zahl der Bürger, die in der Öffentlichkeit ausgepeitscht wurden, und die Zahl der Soldaten der vorherigen Regierung, die in den letzten fast drei Jahren von den Taliban gefoltert und getötet wurden.

In den letzten zweieinhalb Jahren sind neben den weltweiten Medien verschiedene persischsprachige Medien im Exil entstanden, die sich auf Themen rund um Afghanistan konzentrieren. Die Taliban-Regierung hat erklärt, dass sie bei der Bereitstellung von Informationen mit diesen Medien kooperieren wird, solange diese sich an die Beschränkungen halten, die sie für die afghanischen Medien festgelegt haben.

Eine ihrer Forderungen ist, dass Frauen aus den Medien entfernt werden oder schwarze Kleidung und Masken tragen, wenn sie im Fernsehen auftreten. Nach den Normen dieser Gruppe muss das Gesicht einer Moderatorin während einer Fernsehsendung verschleiert sein, sodass nur ihre Augen zu sehen sind.

Keine Werbespots und Serien mit Frauen

Eine weitere Forderung der Taliban an die Medien im Exil ist, dass keine Serien, Filme oder Werbespots mit Frauen ausgestrahlt werden, so wie es jetzt auch in den einheimischen Medien Afghanistans der Fall ist.

Zu den weiteren Forderungen der Taliban an alle Medien, die über Afghanistan berichten, gehören die Kontrolle des Materials vor der Veröffentlichung, die Verherrlichung der Regierung und des Taliban-Führers in Fernsehsendungen und die Aufforderung an einen Besucher, sich lobend über das Taliban-Regime zu äußern.

Organisationen, die Journalisten und das Recht auf freie Meinungsäußerung in Afghanistan unterstützen, berichten, dass die Taliban in den letzten zweieinhalb Jahren das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Medienfreiheit in noch nie dagewesener Weise beeinträchtigt und den Zugang zu Informationen eingeschränkt haben.

Im September 2023 gab das Afghan Journalists Center (AfJC) in einer Erklärung bekannt, dass das Taliban-Regime in den vergangenen zwei Jahren mindestens 13 Anordnungen in Bezug auf die Medien und die Tätigkeit von Journalisten erlassen hat, die zu schwerwiegenden Einschränkungen der Medienaktivitäten und zu beispiellosen Rückschlägen beim Zugang zu Informationen in Afghanistan geführt haben.

Es ist verboten, Kritiker zu interviewen

Nach Angaben des Afghan Journalists Center haben die Taliban Frauen und Mädchen verboten, in Spielen und Unterhaltungsprogrammen aufzutreten, und sie haben Frauen verboten, einen Mann zu interviewen, oder umgekehrt.

Zu den weiteren strengen Vorschriften, die die Taliban während ihrer Herrschaft von 2021 bis heute erlassen haben, gehören das Verbot, Taliban-Gegner und -Kritiker zu interviewen, das Verbot internationaler Fernsehprogramme in Afghanistan, das Verbot, Kritik an Taliban-Regierungsvertretern zu üben, das Verbot, Frauenstimmen zu verbreiten (insbesondere im Osten Afghanistans) und mit „verbotenen Medien“ zusammenzuarbeiten.

Nach Angaben von Organisationen, die afghanische Medien unterstützen, wurden in den zwei Jahren der Taliban-Herrschaft in Afghanistan 176 Journalisten inhaftiert und über 300 Medienunternehmen geschlossen.

Die Taliban haben zwar formal das Gesetz über den Zugang zu Informationen anerkannt, das während der republikanischen Regierung im Jahr 2019 genehmigt und umgesetzt wurde. Das Afghan Journalists Center berichtet jedoch, dass die Taliban keine einzige der Bestimmungen dieses Gesetzes durchgesetzt haben.

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