Deutschlands Wissenschafts-PR feierte vergangenen Monat fast jeden Tag eine Sensation. Dabei kommt Forschung nur in kleinen Schritten voran.
Holger Wormer
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Von „Mainstreammedien“ und „Verschwörungstheorien“: Wenn Fachbegriffe zu Kampfbegriffen mutiert sind, sollten gerade Kommunikationswissenschaftler sensibler kommunizieren.
Vermeintlich gute Nachrichten aus der Social-Media-Forschung entlasten das eigene Ego. Aber womöglich werden sie deshalb so euphorisch begrüßt, weil wir alle von sozialen Medien abhängig sind wie Raucher von ihren Kippen?
Der Abstieg von Twitter zeigt eindrucksvoll, wie abhängig manche Kommunikationskanäle von Algorithmen und der Willkür ihrer Betreiber sind.
Und der Neffe der Oma des Kaisers war auch schon da: Für manche Forschungsinstitutionen ist es schon eine Nachricht, wenn jemand vorbeikommt – von Politik bis „Bild“.
Pseudowissenschaftliche Erhebungen und Umfragen sind oft nur PR – viele Redaktionen haben das aber noch immer nicht verstanden.
Wenn Politik über Forschung spricht, wimmelt es nur so vor angeblichen Durchbrüchen, bahnbrechenden Innovationen und Therapien.
Während der Verfassungsschutz vor der Social-Media-Plattform „TikTok“ warnt, ist die Wissenschaft oft (zu) großzügig mit der Wahl ihrer Kommunikationskanäle.
Wenn Forschende ihren Ruf auch öffentlicher Kommunikation verdanken, müssen dafür ähnliche Standards gelten wie für Fachpublikationen.
Im 23sten Wissenschaftsjahr soll irgendwie alles drin sein – und doch wirkt das PR-Agentur-geprägte Format des Wissenschaftsministeriums inzwischen etwas aus der Zeit gefallen.
„Auf die Wissenschaft hören“ ist in der Pandemie ein beliebter Politikersatz geworden – doch wenn es ihnen nicht ins Konzept passt, stellen sich viele taub.
Bevor am 10. Dezember die wichtigste Auszeichnung für Forschende verliehen wird, gratulieren selbst entfernte Wissenschaftsverwandte gerne – vor allem sich selbst.
Wissenschaft besser kommunizieren? Institutionelle Selbstdarstellungen einschränken und journalistische Medien unterstützen – das empfiehlt ein Akademiebericht.