zum Hauptinhalt
Kolumnenseite – Besser wissen

© PR

„Besser wissen“: Wenn die KI spricht

Künstliche Intelligenz (KI) ermöglicht viel freien Zugang zu Wissen, führt uns gleichzeitig aber auch hinters Licht. Wir müssen trainieren, immer alles zu hinterfragen.

Wenn sich ein Mensch vor Sie hinstellt und Ihnen die Relativitätstheorie erklärt, dann gehen in Ihrem Kopf einige Dinge vor sich, neben der Mühe, diese Theorie zu verstehen: Sie gehen davon aus, dass die Person das, was sie sagt, auch tatsächlich selbst sagt – und nicht, dass eine KI aus ihr spricht. Redet die Person Englisch, dann denken Sie, dass sie Engländerin ist oder einen Sprachkurs besucht hat. Aber eher nicht, dass ein Übersetzungsprogramm am Werk ist.

Wenn Sie einer Wissenschaftlerin auf YouTube zuhören, läuft das ganz ähnlich ab. Ziemlich automatisch gehen Sie davon aus: Sie spricht hier selbst, sie „autorisiert“ das, was sie da sagt, und die Sprache, die sie spricht, ist die ihre. Oder sind Sie schon so gut darin, alles zu hinterfragen, was Sie in Videos sehen? Falls nicht, sollten Sie das jetzt schnell trainieren.

Forschende an der Technischen Universität Istanbul und am KIT arbeiten an der „lippensynchronen stimmenerhaltenden Videoübersetzung“: Eine Person im Video sagt etwas mit eigener Stimme und passenden Lippenbewegungen in einer Sprache, die sie selbst nicht beherrscht. Sie ist ihr per KI „in den Mund gelegt“ worden. Plötzlich spricht also ein Forscher Deutsch, der das gar nicht kann. Und Sie merken das überhaupt nicht.

Eine feine Lösung für die Wissenschaftskommunikation, die ja immer internationaler wird. Wenn Sie gerade keine Lust auf Englisch haben, dann schalten Sie Ihre Lieblingswissenschaftlerin einfach auf Deutsch um. Toll, oder?

Ja, aber gleichzeitig eine Riesenherausforderung an unseren kognitiven Apparat, der ja erstmal glaubt, was er sieht. Bevor wir etwas für bare Münze nehmen, müssen wir aber immer fragen: Hat sie das wirklich selbst gesagt? Und: Stimmt die Übersetzung? Hängen Sie sich diese Fragen über Ihr Bett, und Ihren Kindern ins Klassenzimmer, denn diese Zukunft hat schon begonnen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Annette Leßmöllmann arbeitet auch am KIT – und hinterfragt gerne jede Forschung, auch die aus ihrer eigenen Institution.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false