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Übernehmen Chatbots bald auch die Wissenschaftskommunikation?

© Imago/Zoonar

„Besser wissen“: Echter Schwindel

Antrag bewilligt, Forschungsgeld fließt, jetzt muss nur noch einer die lästige Wissenschaftskommunikation machen. Moment, es gibt doch diese Chatbots...

Vor ein paar Tagen präsentierte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) der ungeduldigen Hochschulgemeinde ihre Ausschreibung für die nächste Runde der Exzellenzcluster. Zur Erinnerung: Das sind diese großen Forschungsschwerpunkte, die Ideen sprudeln lassen, Forschungstalente an sich ziehen und Unis international Ruhm und Ehre einbringen sollen. Manche Stadt beflaggt ihre Straßenbahnen mit dem Uni-Logo, wenn diese einen Cluster eingeworben hat.

Also eine große Sache, und natürlich spielt auch in dieser Ausschreibung die Wissenschaftskommunikation eine Rolle. Bürger sollen erreicht, Wissenschaft an die Frau und den Mann gebracht werden. Schon grübeln alle, wie für den Antrag neben exzellenter Forschung auch ein schicker „Outreach“-Coup gelandet werden kann.

Doch etwas vermisste ich in der Ausschreibung. Hätte da nicht auch stehen müssen: „Es werden nur Anträge begutachtet, die nicht von Chatprogrammen geschrieben wurden!“?

Ich kam auf die Idee beim Herumspielen mit ChatGPT. Das ist dieser Textgenerator, den neulich nach nur fünf Tagen über eine Million Menschen benutzten. Jetzt probiert die Menschheit also munter aus, wie ChatGPT ihr die Seminararbeit („Erzähl mir das Leben von Effi Briest“) oder die Pressemitteilung drechselt. KI zum Anfassen, nicht perfekt, aber gut genug, um die Grenze zwischen Mensch und Maschine zum Flirren zu bringen und allen vorzuführen, wie ersetzbar sie sind.

Die Folgen kann man gar nicht überschätzen. Hochschulen haben jetzt schon Probleme, echt von falsch zu unterscheiden, weil sie sich mit Plagiatssoftware schwertun. Und nun dies. Es wird nur eine müde Krücke sein, in Zukunft „I am not a robot“ anzuklicken, wenn man irgendwo einen Text einreicht.

Denn eigentlich ist die Urheberschaft als solche in Frage gestellt. Wenn wir nicht aufpassen, bekommen wir durch KI eine neue Art wissenschaftlicher Kommunikation. Hoffentlich ist die DFG auch darauf vorbereitet. Das wäre dann ein echter Outreach-Coup.

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