zum Hauptinhalt

Trauerfeier: Abschied von Rut Brandt

Rund 200 Menschen haben in der Zehlendorfer Johanneskirche Abschied von Rut Brandt genommen. Die zweite Ehefrau des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt war am 28. Juli im Alter von 86 Jahren gestorben.

Berlin - SPD-Chef Kurt Beck würdigte die Verstorbene am Rande der Trauerfeier als "großartige Frau", die in schwierigen Zeiten, wie in den Jahren der Ostpolitik, ihrem Mann Willy Halt gegeben habe. Sie sei eine sympathische, die Menschen mitnehmende Frau gewesen. "Wir haben ihr viel zu verdanken", fügte Beck hinzu. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hob hervor, Rut Brandt sei eine von ihrer Bedeutung her unterschätzte Frau für die Bundesrepublik Deutschland gewesen.

Pfarrer Friedrich Schorlemmer bezeichnet Rut Brandt im Trauergottesdienst als eine selbstbewusste, den Menschen zugewandte sowie eine alles in allem glückliche Frau, die nicht viel Aufhebens um ihre Person gemacht habe. Sie sei aber auch "sehr eigenwillig und sehr sperrig gewesen", hatte dabei aber die große Gabe der Selbstdistanz, unterstrich der ehemalige DDR-Bürgerrechtler. So sei sie in ihrem politischen Leben stets in kritischer Distanz zu den Pirouetten der Mächtigen und Möchtegerne geblieben. "Es ist gut, dass Deutschland so eine Freundin hatte", fügte der Pfarrer hinzu.

Beisetzung im engsten Familienkreis

An Rut Brandt erinnerte in der Kirche ein großes Farbporträt, das sie lächelnd beim Lesen zeigt. Das Bild stand inmitten von Blumengestecken aus weißen Lilien, Rosen und gelben Sonnenblumen. Unter den Trauergästen waren unter anderen auch der frühere Ostexperte Egon Bahr, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (alle SPD), Viadrina-Chefin Gesine Schwan, Abgeordnetenhauspräsident Walter Momper sowie Rut Brandts Söhne Peter, Lars und Matthias. Im Anschluss an die Trauerfeier sollte Rut Brandt im engsten Familienkreis auf dem Waldfriedhof in Zehlendorf beigesetzt werden.

Rut Brandt wurde 1920 als Rut Hansen in Norwegen geboren. Nach dem Tod ihres ersten Mannes heiratete sie 1948 Willy Brandt, der während des Zweiten Weltkrieges nach Skandinavien emigriert war. An der Seite ihres Mannes erwarb sich Rut Brandt in Berlin und Bonn viele Sympathien und Zuneigungen. Bekannt wurde eine Filmaufnahme, auf der ihr der damalige sowjetische Staats- und Parteichef Leonid Breschnjew die Hand küsste. Nach Willy Brandts Rücktritt als Bundeskanzler geriet die Ehe in die Krise. 1980 wurde sie geschieden. (tso/ddp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false