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Der Güterbahnhof am Westhafen

© Jörn Hasselmann

Berliner Studie zum Ausbau des Schienennetzes : Güter müssen weg vom Lkw auf die Gleise

Eine Studie der Behala und des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen ergab: Nur mit einer Verlagerung auf die Schiene können die Klimaschutzziele noch erreicht werden – dafür muss aber einiges passieren.

Das Milliardenprogramm der Länder Berlin und Brandenburg heißt „i2030“ und soll mehr Menschen in die Züge bringen. Private Eisenbahnunternehmen fordern nun ein „i2045“, für den Schienengüterverkehr. Am Mittwoch stellten die landeseigene Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (Behala) und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) eine Studie zur Zukunft des Güterverkehrs auf Schienen in Berlin und Brandenburg vor.

Nur mit einer Verlagerung weg vom Lkw können die Klimaschutzziele eingehalten werden. Um die Treibhausgasemissionen im Verkehr bis 2030 zu halbieren und bis 2045 auf null zu bringen, muss das Gleisnetz an vielen Stellen ausgebaut und die Geschwindigkeit erhöht werden. Kosten wurden nicht genannt.

Bundesweit mehr als 70 Prozent Güter per Lkw

Die vorhandene Infrastruktur sei derzeit „in keiner Weise geeignet, eine deutliche Verschiebung des Modal-Splits aufzunehmen“. Bundesweit werden mehr als 70 Prozent der Güter mit dem Lkw transportiert, 20 Prozent mit der Bahn und sechs Prozent mit dem Binnenschiff. In den letzten Jahren und Jahrzehnten sind viele Strecken, Gleise und vor allem Anschlüsse an Firmen abgebaut worden.

Dennoch ist es gelungen, den Bahnanteil in den vergangenen 25 Jahren um knapp vier Prozentpunkte zu steigern. Der VDV will den Anteil auf 35 Prozent bringen, ein ehrgeiziges Ziel. Da die Menge der Güter steigen wird, müsste die Bahn ihr Transportvolumen mehr als verdoppeln.

Im Westhafen werden Container vom Schiff in Lkw und Güterzüge verladen

© Jörn Hasselmann

Die Studie sagt, was neu oder ausgebaut werden muss: Dringend erforderlich sei die immer noch eingleisige Ostbahn über Küstrin nach Polen, aber auch der Neubau der 1945 stillgelegten Strecke Wittenberge-Lüneburg, inklusive einer milliardenteuren Elbbrücke. Diese sei erforderlich, da die Strecke nach Hamburg mit Intercity-Zügen ausgelastet sei.

Güterbahnhof Moabit ausbauen

Realistischer sei die Elektrifizierung der Nebenbahn von Jüterbog zum Rangierbahnhof Seddin, damit Güterzüge nicht den Umweg über Berlin fahren müssen. In Berlin müsste der Güterbahnhof Moabit ausgebaut werden, damit lange Züge einfacher in den Westhafen rangieren können, sagte Behala-Chefin Petra Cardinal.

Wenn wir nicht sofort anfangen, haben wir keine Chance, das Ziel bis 2045 auch nur ansatzweise zu erreichen.

Werner Faber, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)

VDV-Geschäftsführer Werner Faber drängte aufs Tempo: „Wenn wir nicht sofort anfangen, haben wir keine Chance, das Ziel bis 2045 auch nur ansatzweise zu erreichen.“ Faber appellierte an die Länder und den Bund, den Güterverkehr nicht zu vergessen.

Der Behala gehört mit dem Westhafen das größte Hafengelände der Stadt, ein Güterbahnhof mit eingeschlossen. 2022 wurden im Westhafen 140.000 Container umgeschlagen, jeden Tag kommen Züge aus Hamburg und Bremerhaven an. Ziel sind 300.000 Container. An der Studie waren auch mehrere Eisenbahnunternehmen des Güterverkehrs beteiligt, darunter die drei großen Anbieter Havelländische Eisenbahn (HVLE), die Regioinfra Nordost sowie der Mitteldeutschen Eisenbahn. Private Unternehmen fahren mittlerweile 60 Prozent der Güter, die Deutsche Bahn nur noch 40.

Güter sollen auch in die Straßenbahn: Der Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses brachte am Mittwoch eine Potenzialstudie auf den Weg, wie auf dem innerstädtischen Gleisnetz der BVG auch Güter transportiert werden können.

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