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Umweltsenatorin Ute Bonde (CDU) nimmt eine Wasserprobe auf dem Großen Müggelsee.

© Stefan Jacobs

Berlins Wasserversorgung im Klimawandel: Für die Spree reicht’s, in der Havel droht Ebbe

Der „Masterplan Wasser“ soll Berlins Trinkwasserversorgung sicherstellen. Doch für eins der größten Wasserwerke sehen die Fachleute ein Problem.

Es war eine Wasserstandsmeldung im Sinne des Wortes, die Ute Bonde (CDU) am Montag auf ihrem ersten Pressetermin als Berliner Umweltsenatorin zu verkünden hatte: Bei einer Rundfahrt auf dem Müggelsee an Bord des Laborschiffs „James Hobrecht“ berichtete Bonde über den seit Jahren in Arbeit befindlichen „Masterplan Wasser“, der die Versorgung Berlins mit Trinkwasser trotz des zunehmend problematischen Klimawandels sicherstellen soll. Denn anders als die meisten Millionenstädte versorgt sich Berlin fast komplett aus dem eigenen Stadtgebiet.

Anlass für Bondes Bootstour war der Weltumwelttag am Mittwoch – die Route ergab sich aus dem Status Quo: „Ein Viertel der Berliner Bevölkerung trinkt das gute Uferfiltrat des Großen Müggelsees“, sagte Bonde. Das Seewasser sickert an den Ufern durch den reinigenden Waldboden zu Brunnen, die es ins Wasserwerk Friedrichshagen pumpen, von wo es – belüftet und von Mangan befreit – zu Millionen Wasserhähnen verteilt wird.

Rund 60 Prozent des Berliner Trinkwassers werden aus Uferfiltrat gewonnen. In Zukunft könnten es nach Einschätzung von Bondes an Bord mitgereisten Fachleuten eher noch mehr werden, da die Grundwasservorräte schon jetzt stark strapaziert sind.

Keine Chemikalien in den Ausguss!

Ute Bonde (CDU), Berlins neue Umweltsenatorin

Doch das kann nur funktionieren, wenn die Pegel der Berliner Seen und Flüsse konstant gehalten werden. Das wird zunehmend schwierig, weil der im Sommer schon bisher oft minimale Nachschub aus der Spree weiter zurückgehen wird, wenn in der Lausitz keine Tagebaue mehr leergepumpt werden, und zugleich längere Trockenperioden und wärmeres Wetter die Vorräte schwinden lassen.

„Wir alle sind aufgerufen, sparsam mit Wasser umzugehen“, sagte Bonde und zählte auf: „Nur noch volle Waschmaschinen in Gang setzen und möglichst im Eco-Programm, kürzer duschen als wir vielleicht wollen, Gärten effizient und möglichst aus Tiefbrunnen statt mit Trinkwasser gießen. Und keine Chemikalien in den Ausguss!“

Ein Brunnen der Berliner Wasserbetriebe am Ufer des Großen Müggelsees. Er fördert Uferfiltrat für Berlins Trinkwasserversorgung.

© Stefan Jacobs

Warum Letzteres immer wichtiger wird, erklärte Frauke Bathe, die in der Umweltverwaltung das Referat Wasserwirtschaft leitet: Der Pegel des von der Mühlendammschleuse gestauten Müggelsees lässt sich in langen Trockenperioden nur dank des Zuflusses der Erpe konstant halten. Doch die wird zum Großteil aus gereinigtem Abwasser des Klärwerks Münchehofe gespeist. In trockenen Sommern fließt die Spree von der Erpemündung in Köpenick rückwärts zum Müggelsee.

Je weniger Frischwasser aus Brandenburg nachkommt, desto enger wird dieser lokale Kreislauf. Die Berliner Wasserbetriebe investieren Milliarden, um ihre Klärwerke aufzurüsten, die bisher beispielsweise manche Medikamentenrückstände nicht entfernen können.

Wasser aus Elbe, Oder, Neiße für Berlin?

Der „Masterplan Wasser“ enthält noch immer viele Unbekannte, weil Gutachten etwa zu möglichen Überleitungen aus Elbe, Oder und Neiße noch ausstehen. Aber für die Oberhavel ist nach Auskunft von Bathe bei anhaltender Trockenheit keine ausgeglichene Bilanz mehr machbar. Mit anderen Worten: Nördlich der Spandauer Schleuse – also auch am Tegeler See mit dem zweiten großen Berliner Wasserwerk – dürften die Pegel zeitweise unvermeidlich sinken.

32
Maßnahmen enthält der „Masterplan Wasser“. Bei vielen sind die Details noch offen.

Die insgesamt 32 Maßnahmen des „Masterplans Wasser“ zielen auf sichere Trinkwasserversorgung, verbesserten Gewässerschutz sowie Ausbau und Modernisierung der Abwasserentsorgung. Die Nachschubfrage wird seit Jahren mit Brandenburg und Sachsen verhandelt, wobei die Verteilungskämpfe politisch längst nicht ausgefochten sind. Bei Gewässerschutz und Abwasserentsorgung ist Berlin größtenteils für sich selbst verantwortlich.

Jakob Sohrt, Fachreferent für Regenwassermanagement in der Umweltverwaltung, sieht Berlin seit 2018 auf gutem Weg in Richtung „Schwammstadt“, in der der Regen lokal versickert, statt durch die Gewässer wegzufließen – schlimmstenfalls zusammen mit Hausabwässern aus der regelmäßig überlaufenden Kanalisation.

Allerdings gilt Sohrts Befund nur für Neubauten, für die strenge Standards gälten, aber nicht für die gewachsene Stadt. „Wir haben weniger ein Wissens- als ein Umsetzungsproblem“, konstatierte er. Seine neue Chefin – bisher nur Verkehrsexpertin – ist auch dafür zuständig, das zu ändern.

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