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© picture-alliance / Berliner_Zeitung

Er gehörte zur „Bewegung 2. Juni“ in Berlin: Der ehemalige Terrorist und Entführer Ronald Fritzsch ist tot

1975 beteiligte er sich an der Entführung des CDU-Politikers Peter Lorenz, nach seiner Haft verkaufte er Büroartikel in Kreuzberg. Nun ist Ronald Fritzsch gestorben.

Der ehemalige Terrorist Ronald Fritzsch ist in Berlin gestorben. Dies teilten Weggefährten in einer Mail am späten Montagabend an den Tagesspiegel mit, diese ist mit „Genoss*innen und Freund*innen von Ronni“ unterzeichnet.

Fritzsch gehörte als Mitglied der Terrorgruppe „Bewegung 2. Juni“ im damaligen West-Berlin zu den Entführern des CDU-Politikers und Berliner Spitzenkandidaten Peter Lorenz. Dieser war am 27. Februar 1975, drei Tage vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus, entführt worden, um inhaftierte Terroristen freizupressen.

Wegen seiner Beteiligung an der Entführung und wegen Bildung terroristischer Vereinigungen wurde Fritzsch 1980 zu einer Freiheitsstrafe von 13 Jahren und drei Monaten verurteilt, erst 1989 war er aus der Justizvollzugsanstalt Moabit entlassen worden.

Dieses Bild verschickten Freunde von Ronald Fritzsch

© Promo

Seitdem war er als selbstständiger Kaufmann für Büroartikel tätig, er hatte einen kleinen Laden in Kreuzberg. Fritzsch wurde 1951 in Hannover geboren. 1970 kam er nach West-Berlin, um der Wehrpflicht zu entgehen. Hier schloss er sich schnell der „Bewegung 2. Juni“ an, die zur zweiten Generation der RAF gerechnet wird.

Die Entführung von Lorenz im Zehlendorfer Quermatenweg hat Geschichte geschrieben – erstmals war ein Politiker aus politischen Gründen entführt worden. Die Bundesregierung erfüllte die Forderungen der Entführer. Am Morgen des 3. März 1975 durften fünf Freigepresste mit dem Pfarrer Heinrich Albertz als Begleiter per Flugzeug in den Jemen fliegen.

Am nächsten Tag wurde Lorenz mit verbundenen Augen zum Volkspark Wilmersdorf gebracht und dort freigelassen. Mehr als fünf Tage hatte er in einem „Volksgefängnis“, bestehend aus zwei fensterlosen Kellerräumen in der Kreuzberger Schenkendorfstraße, verbringen müssen.

Peter Lorenz in seinem Kreuzberger Gefängnis.
Peter Lorenz in seinem Kreuzberger Gefängnis.

© pa/dpa

Die Aktion, nämlich „die Freilassung inhaftierter Genoss*innen“ wird in der Mail noch einmal gelobt: „Da die Regierung sich gezwungen sah nachzugeben, war das Gelingen des Gefangenenaustauschs einzigartig.“ Unmittelbar an der Entführung beteiligt waren neben Fritzsch die Terroristen Inge Viett, Ralf Reinders, Till Meyer, Gabriele Rollnik, Andreas Vogel und Gerald Klöpper.

Die Entführer Gerald Klöpper, Ronald Fritzsch und Ralf Reinders (von links) während der Urteilsverkündung im Oktober 1980.
Die Entführer Gerald Klöpper, Ronald Fritzsch und Ralf Reinders (von links) während der Urteilsverkündung im Oktober 1980.

© Ullstein Bild

Die Tatsache, dass einige der freigepressten Gefangenen später wieder terroristisch aktiv waren, war für die folgenden Bundesregierungen das Argument, nicht noch einmal den Forderungen von Entführern bedingungslos nachzugeben.

Die Entführer wurden in den folgenden Monaten festgenommen, Reinders und Fritzsch als letzte im September 1975. Nach einem mehrjährigen Prozess wurden im Oktober 1980 Ralf Reinders, Ronald Fritzsch, Gerald Klöpper, Andreas Vogel und Till Meyer zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Fritzsch habe viele Jahre „in Isolation und im Hochsicherheitstrakt“ absitzen müssen, heißt es in der Mail.

Weiter heißt es darin: „Nach seiner Freilassung blieb er politisch aktiv und verlor trotz Rückschlägen und Enttäuschungen in Bezug auf die linksradikale Bewegung nie die Hoffnung.“ Reinders und Fritzsch schrieben später ein Buch über die Bewegung 2. Juni, Untertitel „Gespräche über Haschrebellen, Lorenz-Entführung, Knast“.

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