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Zum Abschluss des Tagesspiegel-Schulprojekts lud Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch zum Termin in die Senatsverwaltung.

© Muhamad Abdi/Tagesspiegel

„Es gibt mehr Bewusstsein für Fake News“ : Berliner Schulprojekt für Medienkompetenz zieht positive Bilanz

Zum Abschluss des Schulprojekts „Tagesspiegel macht Schule – digital“ waren Schülerinnen und Schüler bei der Bildungssenatorin eingeladen. Katharina Günther-Wünsch lobte den Einsatz für mehr Medienkompetenz.

Drei Monate, 60 Klassen, 1552 Schülerinnen und Schüler, ein Ziel: Medienkompetenz stärken. Die Resonanz auf das Projekt „Tagesspiegel macht Schule – digital“ war überwältigend. Die Nachfrage war so groß, dass fast doppelt so viele Klassen gern mitgemacht hätten.

Warum das Thema von allen Beteiligten als zentral für die Ausbildung junger Menschen empfunden wird, wurde zum Abschluss des Projekts noch einmal besonders deutlich. Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hatte Schülerinnen und Schüler in die Senatsverwaltung eingeladen, um vom Projekt zu berichten – und für eine Fortsetzung zu werben.

„Durch ChatGPT und Tiktok geht vieles verloren“, sagte Malia Zeisler, Schülerin am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Pankow. „Viele Schüler denken nicht mehr nach. Die Jungs zocken die ganze Zeit.“

Ähnlich beschrieb es Josephine Buhley, Schülerin der Gail D. Halvorsen Sekundarschule in Dahlem. „Man ertappt sich dabei, sechs Stunden am Tag auf Tiktok zu sein“, sagte sie. „Viele glaube einfach alles, was da steht.“ Da hätten sie in der Klasse direkt einen Unterschied gemerkt durch das Projekt. „Es gibt mehr Bewusstsein für Fake News.“

„Fake News sind ein immer größeres Problem“

Während des Projektzeitraums hatten die ausgewählten Klassen nicht nur Zugriff auf alle digitalen Inhalte des Tagesspiegels, sondern auch auf umfangreiches, pädagogisch geprüftes Lehrmaterial mit verschiedenen Modulen rund um das Thema Medienkompetenz. Das Material war digital verfügbar und konnte im Unterricht je nach Bedarf eingesetzt werden. Schülerinnen und Schüler konnten so trainieren, sich kritisch mit tagesaktuellen Medien auseinanderzusetzen. 

„Fake News sind ein immer größeres Problem“, sagte Stefanie Kreusel, Konzernbeauftragte Digitale Bildung & Schule und Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Telekom AG, die das Projekt inhaltlich und finanziell unterstützt. „Es ist wichtig, dass Schülerinnen und Schüler früh lernen, damit umzugehen und seriöse Quellen zu erkennen.“

Stefanie Kreusel (rechts), Konzernbeauftragte Digitale Bildung & Schule der Deutschen Telekom AG, und Anke Myrrhe, Stellvertretende Chefredakteurin des Tagesspiegels.

© Muhamad Abdi, Tagesspiegel

Besonders geschult sind darin bereits Malia Zeisler und ihre Klassenkameraden. Gemeinsam mit Linus Buckendahl besucht sie die iPad-Klasse von Anne-Christin Zeng am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium. Hier sind es Schülerinnen und Schüler gewohnt, den ganzen Tag digital zu lernen. „Schulbücher sind häufig sehr alt und manchmal nicht aktuell“, sagte Malia Zeisler, „da schauen wir überhaupt nicht rein.“ Das digitale Angebot habe da sehr gut ins Konzept gepasst, bestätigte Anne-Christin Zeng, die sich sogleich anbot, bei einer Fortführung des Projekts als Multiplikatorin mitzuwirken.

Auf der anderen Seite der Stadt, an der Halvorsen-Schule in Dahlem, gibt es noch keine iPad-Klasse. Lehrerin Monika Floyd wirbt dafür, hin und wieder ein Buch in die Hand zu nehmen. „Es ist wichtig, auch mal das Tempo runterzunehmen, und haptisch zu sehen: Jetzt habe ich zwei Seiten gelernt“, sagt Floyd. Ihre Schülerin Josephine Buhley bestätigt, dass die Schnelligkeit zum Problem werden kann: „Die Konzentrationsspanne ist kaputt“, sagte sie. „Man braucht den Kick von Tiktok.“

Wegen des rasanten Wandels sowohl der Technik als auch der Nachrichtenlage sei es umso wichtiger, die digitalen Angebote auszubauen, sagte Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch. Nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sei sehr schnell reagiert worden: mit einem umfangreichen Material- und Workshop-Angebot für Lehrkräfte. „Aber uns ist klar: Wir können das nicht alleine stemmen“, sagte die Senatorin. „Es geht nur mit externen Partnern.“ Dafür sei das Projekt „Tagesspiegel macht Schule – digital“ ein gutes Beispiel.

Den Besuch in der Redaktionskonferenz im Februar beschrieben die Schülerinnen und Schüler der Halvorsenschule in Dahlem als besonders spannend.

© Tagesspiegel/Nassim Rad/Nassim Rad

Neben dem Online-Workshop-Angebot konnten sich Schülerinnen und Schüler auch live ein Bild davon machen, wie journalistische Inhalte entstehen. „Der Besuch in der Redaktionskonferenz war für mich am spannendsten“, sagte Kerem Yildirim von der Halverson-Schule. Seine Lehrerin Monika Floyd bestätigte: „Zu sehen, wie da jedes Thema diskutiert und um Meinungen gerungen wird, das hat uns sehr beeindruckt.“ Und es sei wichtig gewesen, um Vorstellungen einer gleichgeschalteten Presse entgegenzuwirken, die teilweise durch Social Media verbreitet seien.

„Der Austausch mit den vielen Schülerinnen und Schülern war auch für uns sehr wertvoll“, sagte Anke Myrrhe, stellvertretende Chefredakteurin beim Tagesspiegel. „Auch wir müssen uns jeden Tag weiterentwickeln, um die nächsten Generationen mit unseren Inhalten zu erreichen, egal über welchen Kanal.“ Grundlage für alles aber bleibe immer: Medienkompetenz.

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