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Stellvertreter. Nils Leege ist einer von 19 ausgezeichneten „Engeln der Großstadt“. Er rettete im vergangenen Frühjahr ein Kleinkind vor dem Ertrinken in der Spree.

© Davids/Darmer

Lebensretter: Feuerwehr kürt die "Engel der Großstadt"

Mit gutem Beispiel voran: Die Berliner Feuerwehr dankt 19 Berlinern, die anderen Menschen in akuten Notsituationen halfen. Und ernennt sie zu Kollegen.

Sofort und selbstlos reagieren, wenn Mitmenschen in Not sind: Diesen zutiefst sozialen Appell zu beherzigen, das erscheint in der großstädtischen Gesellschaft Berlins alles andere als selbstverständlich. Immer wieder kursieren Berichte, die von tatenlos zuschauenden Passanten handeln. Aber: Es gibt sie auch, die couragierten, Mut machenden Geschichten. Und damit diese im rauen Getose nicht untergehen, kürte die Berliner Feuerwehr am Mittwochabend 19 Bürger zu „Engeln der Großstadt“ – sie alle retteten dieses Jahr andere Menschen aus akuter Todesgefahr.

„Damit möchten wir nicht nur diese gelebte Form von Zivilcourage öffentlich würdigen, sondern auch zur Nachahmung ermutigen“, sagte Landesbranddirektor Wilfried Gräfling in seiner Ansprache im großen Saal der Feuerwehrwache in der Voltairestraße in Mitte. Es sei nahezu normal, den Notruf zu betätigen, alles was darüber hinausgehe, sei etwas Besonderes und bedürfe der Anerkennung. „Wir wollen auch klarmachen, dass wir Hilfskräfte nicht allein funktionieren können“, ergänzte Karsten Göwecke, der Vertreter des Landesbranddirektors.

Mitarbeiter der Feuerwehr lasen bei der Ehrung die einzelnen Retter-Geschichten vor und baten die „Engel“ anschließend auf das Podium. Neben einer Urkunde überreichte Gräfling ihnen einen bunt verpackten Rauchwarnmelder und einen Miniatur-Feuerwehrhelm, beschrieben mit dem jeweiligen Namen – und ernannte sie so zumindest symbolisch zu seinen Kollegen.

Auf Arlind Sogojevas Gesicht zeichnete sich ein schüchternes Lächeln ab, als er seiner Laudatio zuhörte. Für den Schüler ist es noch immer völlig selbstredend, was er vor knapp einem Jahr am Teltowkanal tat: Der 17-Jährige hatte gerade eine Matheklausur hinter sich gebracht und spazierte über eine Brücke. Beim Blick nach unten sah er eine Frau, die im eiskalten Wasser trieb. Sofort nahm er einen am Geländer hängenden Rettungsring. Immer wieder warf er ihn in den Kanal, bis die völlig entkräftete Frau ihn endlich zu fassen bekam.

Nils Leege rettete ebenfalls einen Mitmenschen vor dem Ertrinken. Er sprang im Frühjahr ohne zu zögern von einem Ausflugsdampfer aus in die Spree und holte einen zweijährigen Jungen wieder an die Wasseroberfläche. Er schwamm mit ihm ans Ufer und drehte in hier auf den Bauch. Dadurch übergab sich das Kleinkind und fing wieder an zu atmen.

Ein ausgezeichneter Engel ist auch Manuela Kühnast. Die Filialleiterin, 31, einer Fastfoodkette in Charlottenburg hörte am 16. Februar dieses Jahres einen lauten Knall in ihrem Restaurant. Sie schaute sich um und sah einen älteren Herrn am Boden liegen. Er lief blau an. Sie eilte zu ihm und beatmete ihn von Mund zu Mund. So überlebte er den plötzlichen Herzstillstand. „Viele standen herum und haben nicht eingegriffen. Ich glaube, sie hatten Angst etwas Falsches zu machen“, sagt Kühnast. Und damit beschreibt sie ein Verhalten, das sich leider nicht nur in ihrem Restaurant so beobachten lässt.

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