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Zahlreiche Menschen sind während des Sonnenuntergangs auf dem Tempelhofer Feld unterwegs - im Hintergrund ist der Bezirk Neukölln zu sehen.

© dpa/Christophe Gateau

In Berlin fehlen Schutzräume: Baut einen Bunker unter das Tempelhofer Feld!

Fachleute fordern ein bundesweites Schutzraum-Konzept für den Ernstfall. Doch Berlin hat aktuell keine einzige Bunkeranlage, die einsatzbereit ist. Wir hätten da einen Vorschlag...

Eine Glosse von Alexander Fröhlich

Berlin soll sich rüsten: Die Innenministerkonferenz berät bis Freitag in Potsdam den „Sachstandsbericht zur Entwicklung eines modernen Schutzraumkonzepts“. Die Sicherheitsexperten empfehlen den Behörden und der Bevölkerung, sich zumindest für den Kriegsfall vorzubereiten.

Die Fachleute des Bundesinnenministeriums, des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben fordern ein bundesweites Schutzraum-Konzept mit Hausschutzräumen. Das nennt sich Zivilverteidigung. Der Bund hat bereits den Rückbau von knapp 600 Schutzanlagen gestoppt – Tiefgaragen, U-Bahnhöfe und Keller. Es geht um Räume, die „Schutz vor kriegsbedingten Einwirkungen“ bieten sollen, wie es im Behörden-Deutsch heißt.

Der Grund ist klar: Der Aggressionen Russlands sind nicht erst seit Beginn des Invasionskrieges in der Ukraine real. Die zumindest für Deutschland glücklichen Jahrzehnte des Friedens seit dem Ende des Ost-West-Konflikts haben fast vergessen gemacht, was es heißt, sich auf derlei Bedrohung einstellen zu müssen.

Berlin hat aktuell keine einzige Bunkeranlage, die einsatzbereit ist. Immerhin hat die Senatsinnenverwaltung schon mal eine Arbeitsgruppe einberufen – und das ressortübergreifend. Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und der landeseigene Immobiliendienstleister BIM sind dabei. Sie sollen geeignete Schutzräume für die Berliner Bevölkerung identifizieren, kennzeichnen und ertüchtigen.

Die BIM hat zwar noch einige Bunker, aber die sind nicht einsatzbereit. Vor 15 Jahren wurde das Schutzraum-Konzept in den Papierkorb geworfen, Schutzanlagen wurden entwidmet. Die Behörden fanden das damals nicht mehr zeitgemäß. Jetzt müssen wieder Bunker her.

Wir hätten da einen Vorschlag. Es gibt da ein großes, politisch heiß umkämpftes Stückchen Land mitten in der Stadt. Für die einen ist das schönste Auslaufgebiet der Stadt, weil sie dort ihren Augen durch den Blick in die Ferne Entspannung gönnen können. Ein luftiger Freiraum im Moloch Berlin. Und die anderen würden die Fläche gerne entweder ganz oder zumindest an den Rändern bebauen – Häuser sollen her gegen die Wohnungsnot.

Endlich Beton

Doch jetzt könnte Berlin zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – auf dem Tempelhofer Feld. Den einen bleibt die freie Brache erhalten, die anderen können in Beton machen. Richtig: Das Tempelhofer Feld muss unterbunkert werden. Oben Rasen und Spielwiese, drunter, unter meterdickem Stahlbeton, die Bunker für Berlin.

Die Substanz ist vorhanden. Es gibt unter dem Flughafengebäude es bereits ein weitläufiges System von Kellerräumen und Tunneln, viele waren Luftschutzräume. Daraus lässt sich doch was machen. Vor allem: Die neue Bunkerstadt unterm Feld ließe sich als Zwischennutzung auch für allerlei anderes verwenden.

Etwa für Dancefloors, für Cannabisclubs und ihre Aufzuchtanlagen, als Wutraum, als Exit Room oder für Lasertag-Spiele. Jedenfalls, wenn es gut läuft. Nur die Wohnungsnot ist damit nicht geklärt. Und auf Dauer dort wohnen will wohl niemand, so ganz ohne Tageslicht.

Aber wer weiß: Vielleicht käme dann der Wohnungstausch wieder in Gang. Wer in eine größere Wohnung in Aussicht hat, die kleinere aber schon verlassen muss, könnte hier im Bunker eine Umsetzwohnung für wenige Wochen finden. Es bringt schließlich nichts, wenn Berlin wieder viele Bunker hat, aber niemand etwas damit anfangen kann. Bunker sind ja prinzipiell nichts Schönes. Tief da unten stört er nicht.

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