zum Hauptinhalt

Berlin: Notausstiege waren mit Tischen verstellt

Das Berliner Fahrgastschiff „Spree Athen“ der Reederei Riedel hat im ADAC-Test unter bundesweit 30 Schiffen am schlechtesten abgeschnitten. Die Tester bemängelten vor allem die Sicherheit auf dem 1949 gebauten Ausflugsdampfer mit „mangelhaft“.

Das Berliner Fahrgastschiff „Spree Athen“ der Reederei Riedel hat im ADAC-Test unter bundesweit 30 Schiffen am schlechtesten abgeschnitten. Die Tester bemängelten vor allem die Sicherheit auf dem 1949 gebauten Ausflugsdampfer mit „mangelhaft“. Preise, Service und Verkehrsanbindung der Anlegestellen wurden sogar mit „sehr mangelhaft“ beurteilt. Die beiden anderen auf Berliner Gewässern getesteten Schiffe, die „Havelstern“ von Stern und Kreis und die „Deutschland“ (Reederei Bethke/Prause), schnitten besser ab. Die 1969 gebaute Havelstern kam mit Gesamturteil „gut“ auf Platz 11, die 1943 gebaute „Deutschland“ mit „ausreichend“ nur auf Platz 24. „Die ,Spree Athen’ ist Testverlierer“, heißt es lapidar im ADAC-Bericht, der gestern veröffentlicht wurde.

Die Prüfer bemängelten unter anderem, dass „die Schwimmhilfen alt und vergammelt“ seien und die Mannschaft der „Spree Athen“ keine regelmäßigen Rettungsübungen veranstalte. Weitere Negativpunkte: Die Zwischenräume der Reling sind so groß, dass Kinder durchfallen könnten, zudem können sie die Sitzbänke als Kletterhilfen missbrauchen – und über Bord fallen. Notausstiege im Salon seien mit fest montierten Tischen verstellt, ein Nothammer fehle. Beim Test am 10. Mai 2002 seien die Kisten mit Rettungsmitteln nicht gekennzeichnet und mit Schlössern gesichert gewesen. Diesen Mangel hat die Reederei offenbar nach ACAC-Angaben mittlerweile beseitigt.

„Entsetzt“ über das Ergebnis ist der Eigentümer und Geschäftsführer der Reederei Riedel, Lutz Freise. Das Schiff habe am 30. April von der Schiffsuntersuchungskommission (SUK) – das ist der TÜV für Schiffe – ein gültiges Attest bekommen. „Das gilt bis 30. April 2006“, sagte Freise. „Die vom ADAC kritisierten Mängel lasse ich nicht gelten.“ Gerade die Sicherheit sei von der SUK geprüft worden. Dieser erfolgte wie üblich beim turnusmäßigen Werftaufenthalt auf der Spandauer Industriewerft. Dort allerdings kommen die Prüfer angemeldet. „Dann ist alles vorbereitet an Bord“, sagte ein Seefahrtsexperte, im Bordalltag werde schon einmal geschlampt – und zwar auf allen Schiffen.

Auch auf seine Mannschaft lässt Freise nichts kommen. Die 31,6 Meter lange „Spree Athen“ fahre mit der vorgeschriebenen Besatzung aus Schiffsführer und Bootsmann, „Beide sind ausgebildet.“ Eine Lehre will der Reeder aus dem schlechten Ergebnis ziehen: Das nautische Personal soll für die Fahrgäste besser kenntlich gemacht werden. Auch das hatte der ADAC kritisiert. Denn anders als bei vielen Reedereien fährt das Riedel-Personal nicht mit (Phantasie)-Uniformen, sondern in Zivil. Die „Spree Athen“ ist von Riedels neun Schiffen das zweitälteste. Nur die „Rheinpfalz“, die nächstes Jahr außer Dienst gestellt werden soll, ist älter. In zwei Jahren solle auch die „Spree Athen“ ausgemustert werden, sagte Freise. Das Schiff wurde in der Vergangenheit immer wieder modernisiert, das zeigt das „sehr gut“ beim Punkt Umweltschutz. Jörn Hasselmann

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false