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Menschenraub-Prozess: 11 Jahre Haft für Entführer von Vadim Freinkman

Urteil im spektakulärsten Entführungsfall in Berlin der vergangenen Jahre: Einer der Täter ist am Montag vom Berliner Landgericht zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Der Schüler Vadim Freinkman war mit vorgehaltener Waffe aus seinem Auto gekidnappt worden.

Das Berliner Landgericht ist sich sicher: Die Täterschaft des Angeklagten Siarhei S. ist aufgrund der Beweislage eindeutig. Der nun Verurteilte stritt eine Teilnahme an der Entführung des Abiturienten Vadim Freinkman dagegen bis zuletzt ab. Die Entführung von Freinkman hielt Berlin im August 2006 in Atem. Der damals 20-Jährige war nach einem Kinobesuch in der Nacht am 18. August vor knapp zwei Jahren entführt worden. Er wollte gerade in einer Tiefgarage in Neukölln aus dem Wagen steigen, als jemand die Beifahrertür aufriss und ihn mit einer Waffe bedrohte.

Die Entführer brachten ihr Opfer in einer Wohnung in Neukölln in der Sonnenallee unter. Wenige Stunden danach meldeten sich die Kidnapper bei der Mutter des jungen Russen und forderten eine Million Euro Lösegeld. Die Mutter, die als Medizinerin zu der Zeit in Berlin und St. Petersburg tätig war, musste sich Geld leihen und übergab den Tätern im brandenburgischen Pausin das Lösegeld in Höhe von 670.000 Euro - mehr konnte sie nicht auftreiben.

Freinkman wurde nach der Lösegeldübergabe durch seine Mutter knapp zwei Wochen nach seiner Entführung in Rudow freigelassen. Dank seiner detaillierten Beschreibung der Wohnung, konnte die Sonderkommission "St. Petersburg" sein Gefängnis in der Nähe des Flughafens Tempelhof aufspüren und weitere Hinweise auf die Täter sammeln. Der junge Russe konnte den Standort so genau beschreiben, da er selbst eine Zeit lang in der Nähe des Flughafens Tempelhof wohnte und die Geräusche wieder erkannte.

Handlanger verurteilt

Im Oktober 2006 konnte die Polizei bereits zwei Tatverdächtige festnehmen. Bei den 25- und 41-Jährigen wurden Teile des Lösegeldes aufgefunden. Einen weiteren mutmaßlichen Täter schnappte die Polizei im Januar 2007 in Moskau. Der 31-jährige polnische Staatsangehörige Mariusz K. alias Ihar M. wurde bereits international gesucht. Im April 2007 erfolgten zwei weitere Festnahmen in dem Fall in Spanien und Deutschland. Der 36-jährige Weißrusse Siarhei S., der unter dem dringenden Verdacht stand, als leitender Kopf der Entführung fungiert zu haben und ein 35-Jähriger, der ebenfalls Teile des Lösegeldes hatte, wurden in Girona beziehungsweise Stralsund festgenommen.

Der während der Entführung als Fahrer tätige Waldemar P. wurde bereits Anfang März 2007 rechtskräftig zu über drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Er fungierte lediglich als Handlanger und war in die Entführung nicht eingeweiht. Der in Moskau festgenommene Ihar. M. steht zurzeit ebenfalls vor Gericht.

Irja Most

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