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Ein Schild weist auf das Landgericht Berlin an der Fassade zum Kriminalgericht Moabit in der Turmstraße hin.

© Jens Kalaene/dpa

Mordprozess gegen 57-Jährigen: Mann starb an GHB-Überdosis bei Sexdate in Berlin-Wedding

Zwei Männer lernen sich auf einer Dating-Plattform kennen, verabreden sich zum Sex in einer Wohnung. Einer der beiden stirbt an einer Überdosis K.o.-Tropfen. Der andere steht nun vor Gericht.

| Update:

Der Mann trug nur einen Schuh und war verschwitzt, als er das Mehrfamilienhaus in Wedding verließ. Ein Bewohner wurde stutzig. Den passenden zweiten Schuh fanden Ermittler eine Woche später in der Wohnung eines Toten. Sechs Monate später steht der 57-jährige Antonio L. wegen Mordes vor dem Berliner Landgericht. Er soll einen Sex-Partner in dessen Wohnung getötet haben. Von einer Überdosis K.-o.-Tropfen geht die Staatsanwaltschaft aus. Zu Prozessbeginn am Mittwoch schwieg der Angeklagte.

Der gelernte Hotelfachmann wirkte nicht angespannt, als er den Gerichtssaal betrat. Als freier Mann kam er zum ersten Verhandlungstag. Nach seiner Festnahme am 20. Dezember vorigen Jahres stand er unter Mordverdacht und kam in Untersuchungshaft. Fünf Monate später aber hob die zuständige Strafkammer den Haftbefehl gegen den nicht vorbestraften Mann auf. Entlastende Indizien soll es geben. Und damit die Frage, ob es sich möglicherweise um „eine Art Unfall“ gehandelt haben könnte, hieß es am Rande der Verhandlung.

Antonio L. und der 42-jährige Daniel J. kannten sich nicht bis zum 13. Dezember. Sie sollen sich über eine Dating-Plattform für Homosexuelle gefunden und zum Sex verabredet haben. Die Anklage geht davon aus: L. habe J. in dessen Wohnung eine Überdosis einer von ihm mitgebrachten Droge verabreicht - zur eigenen Luststeigerung.

Bei der Substanz handelte es sich den Ermittlungen zufolge um Gamma- Hydroxybuttersäure, bekannt unter dem Namen GHB, Liquid Ecstasy oder auch als K.o.-Tropfen. Die Möglichkeit einer tödlichen Wirkung der Dosis habe L. billigend in Kauf genommen, heißt es in der Anklage. Zudem soll er dem Sex-Partner mehrfach gegen den Kopf geschlagen haben. J. sei kurz darauf an akuter GHB-Intoxikation gestorben.

In Panik soll L. geflohen sein - einer seiner hellbraunen Stiefel sei im Schlafzimmer des Sex-Partners zurückgeblieben. Ein Hausbewohner, der auf den verschwitzten Mann im Treppenhaus aufmerksam geworden war, berichtete gegenüber Polizisten auch von Verletzungen an den Fingerknöcheln des Fremden. Und der Zeuge sagte, bei J. sei häufiger Männerbesuch gewesen - „sie gingen ein und aus“.

Ein Nachbar hatte die Polizei am Abend des 14. Dezember alarmiert. Der Mann hatte zuvor in die Wohnung gesehen, weil die Tür längere Zeit offenstand. Der 42-Jährige, der als Maler gearbeitet haben soll, lag tot im Schlafzimmer. Die Haltung sei „merkwürdig“ und nicht so gewesen, als wäre er aus dem Bett gefallen, sagte eine Polizeibeamtin im Prozess.

Die Spuren führten bald zum Verdacht gegen den Angeklagten. Der Chat-Verlauf bestätigte den Kontakt, es gebe zudem DNA-Spuren. Aus dem Chat soll allerdings auch hervorgehen, dass für die beiden Männer ein Konsum von Substanzen bei einem Treffen zu schnellem Sex thematisiert worden war. In beiden Wohnungen seien Drogen gefunden worden. Der Prozess geht am 3. Juli weiter.

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