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Digitalisierung in der Schule: Nicht alle Pädagogen sind dafür.

© dpa/Armin Weigel

Schülern fehlt Medienkompetenz: Digitales Lernen ist in Berlin Glückssache

20 Prozent der Grundschulen und fast 40 Prozent der weiterführenden Schulen in Berlin sind digital unterentwickelt, fanden Forscher heraus. Das gefährdet die Medienkompetenz der Schüler.

Ob Schüler in Berlin Zugang zu digitalen Lernmethoden haben, hängt stark vom Zufall ab. Das ist das Ergebnis einer Studie der Kooperationsstelle Hochschule und Gewerkschaften der Universität Göttingen, die mit Unterstützung der Berliner GEW und im Rahmen von deren groß angelegter Arbeitszeitbelastungsstudie durchgeführt wurde. Sie wurde am Mittwoch vorgestellt.

Für die Studie wurden knapp 2400 Berliner Lehrkräfte befragt. Die „digitale Kluft“, die sich laut Studienleiter Frank Mußmann auf der Grundlage ihrer Angaben ergibt, sei so groß, dass sie eine gleichberechtigte Nutzung der digitalen Medien und des Internets verhindere.

Unter anderem wurden die Lehrkräfte gebeten, die „digitale Reife“ ihrer jeweiligen Schule nach von der Europäischen Kommission festgelegten Kriterien einzuschätzen. Dabei wurde gefragt, ob digitale Technik wie Endgeräte und WLAN überhaupt verfügbar sind, ob die vorhandene Infrastruktur das digitale Unterrichten unterstützt und ob die Schule als Gesamtorganisation eine digitale Strategie besitzt und umsetzt.

Die Schere geht besonders bei weiterführenden Schulen stark auf

Schulen, an denen vier oder fünf Lehrkräfte an der Studie teilnahmen, wurden von den Forschern kategorisiert. Demnach hat unter den Grundschulen jede vierte eine hohe digitale Reife, knapp 60 Prozent landen im Mittelfeld und jede fünfte Grundschule weist eine geringe digitale Reife auf.

Unter den weiterführenden Schulen geht die Schere noch weiter auf: Hier gehört mehr als jede dritte Schule zu den „digitalen Nachzüglern“, vier von zehn sind Durchschnitt und nur jede fünfte Schule gilt als digital orientiert oder sogar als Vorreiterin. Im bundesweiten Vergleich sind Berliner Schulen im Mittelfeld.

Auffällig: Selbst an digitalen „Vorreiterschulen“ ist es um den Unterricht in Medienkompetenz nicht gut bestellt. „Zwar besitzt fast jede Schülerin und jeder Schüler ab zwölf Jahren heutzutage ein Smartphone und verbringt jeden Tag im Mittel zwei Stunden auf Youtube, Instagram und TikTok. Doch in Berlin lernen nur bei digitalen Vorreiterschulen im Sekundarbereich 49 Prozent der Schülerschaft, wie sie prüfen können, ob Informationen aus dem Internet zuverlässig sind. An Nachzügler-Schulen sind es nur halb so viele“, sagte Mußmann.

Dem Land empfehlen die Forscher, Schulen für die Digitalisierung ausreichend auszustatten und mit ihnen Konzepte zur sinnvollen Nutzung der Technik abzustimmen. Dabei benötigten gerade die Schulleitungen der Nachzügler-Schulen klarere Aufträge und gezieltere Unterstützung. Lehrkräfte benötigten zudem mehr zeitliche Spielräume und Entlastungen, um den zusätzlichen Aufwand bewältigen und für ihre Schule ein Medienkonzept mitentwickeln zu können.

Die GEW kritisierte am Mittwoch, dass die Bildungsverwaltung nach der Veröffentlichung einer ersten Unterstudie aus der Arbeitsbelastungsuntersuchung – zum Stress, den schlechte Rahmenbedingungen für die Schuldigitalisierung unter Lehrkräften auslösen – nicht auf Gesprächsangebote der Gewerkschaft eingegangen war. Sie hoffe, sagte Anne Albers von der Bildungsgewerkschaft, dass die Ergebnisse der aktuellen Studie bei der Dienstherrin auf mehr Interesse stoße.

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