zum Hauptinhalt
Verdi geht ab Montag, dem 10. Juni in einen dreitägigen Streik.

© imago/Dirk Sattler/IMAGO/Dirk Sattler

Update

280 Kitas in Berlin betroffen: Verdi und GEW rufen Erzieherinnen und Erzieher ab Montag zu dreitägigem Streik auf

Die Arbeitslast sei für die pädagogischen Fachkräfte zu hoch, meint die Gewerkschaft. Darum müssen von heute bis Mittwoch rund 34.000 Familien um die Betreuung ihrre Kinder bangen. Der Landeselternausschuss Kita geht auf Distanz.

| Update:

Nach einem ersten Warnstreik für bessere Arbeitsbedingungen am vergangenen Donnerstag ruft die Gewerkschaft Verdi von diesem Montag bis Mittwoch zu weiteren Arbeitsniederlegungen in 282 kommunalen Berliner Kitas auf. Dies hatte Verdi am Freitag angekündigt. Die GEW schloss sich an. Der Landeselternausschuss Kindertagesstätten reagierte ablehnend und warnte vor den Konsequenzen insbesondere für Alleinerziehende und Familien ohne alternative Betreuungsmöglichkeiten.

Der Landeselternausschuss Kita distanziert sich klar von den derzeitigen Streiks der Gewerkschaft Ver.di.

Aus einer Mitteilung des LEAK

Die kommunalen Kitas gehören zu fünf Eigenbetrieben mit insgesamt 34.000 Kindern. Dem Vernehmen nach ist von den etwa 7000 Erzieherinnen und Erzieher rund jede/r zweite entweder bei Verdi oder bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) organisiert.

Erneuter „Solistreik“ der GEW

Am Donnerstag hatte die GEW wie berichtet zu einem „Solistreik“ aufgerufen und somit die Verdi-Arbeitsniederlegung unterstützt. Etliche Kitas waren dann auch komplett geschlossen. Die GEW teilte dem Tagesspiegel am Montag mit, dass sie auch den dreitägigen Warnstreik Verdis mittrage. Bis zum Sonntagabend hatte sich auf der GEW-Homepage dazu zwar kein Hinweis befunden. Die Gewerkschaft habe aber ihre Mitglieder angeschrieben und auch auf den sozialen Medien zum Streik aufgerufen, betonte ein GEW-Sprecher.

Am ersten Warnstreik hatten sich laut Verdi rund 2500 Beschäftigte beteiligt, bis zu zwei Drittel der kommunalen Kitas seien geschlossen geblieben. Die Gewerkschaft fordert einen Tarifvertrag, der die pädagogische Qualität in den vielfach von Personalmangel geprägten kommunalen Kitas sichert und Entlastung schafft.

Gewerkschaften fordern bessere Arbeitsbedingungen

Unter anderem sollen dort Regelungen zur Gruppengröße, zum Ausgleich von Belastungen und für eine bessere Ausbildung festgehalten werden. Der Senat lehnt Gespräche darüber bisher ab und verweist darauf, dass Berlin Mitglied der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) sei und hier keinen Alleingang vollziehen könne. Die Eigenbetriebe betreuen etwa 20 Prozent der Berliner Kita-Kinder.

Die GEW bestreikt seit 2021 immer mal wieder die Schulen, da sie für die Lehrkräfte einen ähnlichen zusätzlichen Tarifvertrag wie Verdi für die Kitas erreichen will. Was auffällig ist: Während der Landeselternausschuss Schule (LEA) die Warnstreiks der GEW für kleinere Klassen anfangs vehement unterstützt hat und erst neuerdings mahnt, der Bogen könne „überspannt werden“, lehnt der LEAK den Warnstreik von vornherein ab.

Besonders betroffen sind dabei die vielen Alleinerziehenden in unserer Stadt. 

Aus einer Mitteilung des Landeselternausschusses Kita

Bereits einen Tag vor dem ersten Warnstreik am 5. Juni schrieb der LEAK, dass das Gremium „sich klar von den derzeitigen Streiks der Gewerkschaft ver.di distanziert“. In einer Erklärung auf der Homepage heißt es: „Es ist für uns unverständlich, dass die Eltern und Kinder in Berlin nach den harten Corona-Jahren und den Tarifstreiks Ende 2023 erneut die Leidtragenden sein sollen.“ 

In diesem Streik würden „genau jene Familien mehr belastet, die bereits die aktuellen Herausforderungen durch gekürzte Öffnungszeiten, Kitaschließungen oder fehlendem pädagogischen Fachpersonal kompensieren müssen“.

Viele Eltern hätten nicht die Möglichkeit, binnen einer Woche eine alternative Betreuung für ihre Kinder zu organisieren. Urlaubstage seien vielfach schon aufgrund der Schließzeiten und anderer Reduzierungen verplant. Besonders betroffen seien dabei die vielen Alleinerziehenden, mahnt der LEAK weiter. Manche Familien seien aufgrund der Zerrissenheit von beruflicher Verantwortung und Kinderbetreuung „existenziell bedroht“. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false