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© Constanze Neuhaus

Update

Staatsoper mit blau-gelber Flagge: 150 Menschen protestieren gegen Auftritt von Anna Netrebko in Berlin

Anna Netrebko singt in der Berliner Staatsoper. Wegen angeblicher Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin steht die Sängerin in der Kritik. Vor dem Auftritt kam es zu Protesten.

| Update:

Begleitet von Protesten kehrt die umstrittene österreichisch-russische Sängerin Anna Netrebko an diesem Freitag um 19.30 Uhr auf die Bühne der Berliner Staatsoper Unter den Linden zurück. Am Freitagabend hing eine blau-gelbe Flagge vor der Fassade der Staatsoper, die Farben der ukrainischen Fahne. Die Polizei war mit einem massiven Aufgebot vor Ort. Kurz vor dem umstrittenen Auftritt haben nach Polizeischätzung rund 150 Menschen gegen die 51-Jährige protestiert.

Vor dem Opernhaus in der Mitte Berlins demonstrierten sie am Freitagabend mit ukrainischen Fahnen, Plakaten und „No Netrebko!“-Rufen vor Vorstellungsbeginn. Die Polizei schirmte die Demonstranten mit Gattern vom Opernpublikum ab. 

Zuvor hatten der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev und Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) die Fotoausstellung „Russian War Crimes“ in der Humboldt-Universität direkt gegenüber der Staatsoper besucht. Dort zeigen Fotos die grausamen Folgen der Angriffe auf Zivilisten und Infrastruktur in der Ukraine.

Anna Netrebko, an ihrem 50. Geburtstag in Moskau.

© imago images/ITAR-TASS/Sergei Bobylev via www.imago-images.de

Makeiev zeigte Verständnis dafür, dass die politisch Verantwortlichen keinen direkten Einfluss auf die Oper ausübten. Er habe versucht, dem Intendanten Matthias Schulz zu erklären, warum er den Auftritt für überhaupt nicht angebracht halte. „Leider habe ich keine akzeptable Antwort bekommen“, sagte Makeiev. Zugleich hat Chialo nach eigenen Angaben keinen Versuch unternommen, den Intendanten umzustimmen. „Die Unabhängigkeit der Häuser ist etwas, was ich respektiere. Dieses Gut ist in unserer Demokratie hoch aufgehängt.“ 

Alle Tickets für „Macbeth“ am Freitag ausverkauft

Bei ihrem ersten Gastspiel seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine singt die 51-Jährige die Rolle der Lady Macbeth in Giuseppe Verdis Oper „Macbeth“. Zudem sind drei weitere Aufführungen mit Netrebko auf dem Spielplan.

Der Intendant der Berliner Staatsoper, Matthias Schulz, verteidigt den Auftritt der österreichisch-russischen Star-Sopranistin Anna Netrebko im eigenen Haus erneut. „Es ist, denke ich, auch ein sehr wichtiges Zeichen, dass Anna Netrebko auf so einer Bühne, die so klar ukrainisch positioniert ist, singt“, sagte Schulz im RBB-Inforadio. Die Sängerin habe ein Statement abgegeben, in dem sie den russischen Krieg gegen die Ukraine als solchen bezeichnet habe – „das wird oft zu wenig gesehen“, betonte Schulz vor dem Auftritt an diesem Freitag.

Man muss auch aufpassen, Künstler nicht als Sündenbock zu benutzen, weil man an den eigentlichen Kriegstreiber nicht drankommt.

Matthias Schulz, Intendant der Berliner Staatsoper

Es sei wichtig, Netrebkos Handeln vor und nach dem Krieg zu unterscheiden. „Man muss auch aufpassen, Künstler nicht als Sündenbock zu benutzen, weil man an den eigentlichen Kriegstreiber nicht drankommt“, sagte der Intendant weiter.

Die international gefeierte Sopranistin war wegen angeblicher Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Beginn des Krieges in die Kritik geraten. Gegen die Auftritte waren Proteste vor der Staatsoper gegen 18.30 Uhr angekündigt. Zudem gibt es eine Petition, die bisher von rund 37.000 Menschen unterschrieben worden ist. (dpa)

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