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Musterbanknoten liegen während einer Pressekonferenz zum Kampf gegen Geldautomatensprengungen vor einem Geldautomat, der zu Testzwecken durch das LKA gesprengt wurde (Symbolbild).

© dpa/Sebastian Gollnow

Update

Täter entkommen mit unbekannter Geldmenge: Erneut Geldautomat in Berliner Einkaufszentrum gesprengt

Unbekannte haben erneut in Berlin einen Geldautomaten gesprengt. In der Nacht auf Dienstag traf es einen Automaten im „Allende“-Center in Treptow-Köpenick. Die Täter entkamen mit ihrer Beute.

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Unbekannte haben in der Nacht auf Dienstag einen Geldautomaten im „Allende-Center“ im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick gesprengt. Gegen 3.00 Uhr sei die Polizei aufgrund eines ausgelösten Rauchmelders in der Pablo-Neruda-Straße von der Feuerwehr alarmiert worden, wie die Beamten am Dienstagmorgen mitteilten.

Die Täter seien mit einer unbekannten Geldmenge geflohen, hieß es weiter. Auch, um wie viele Täter es sich handele, sei bislang unklar. Die Ermittlungen der Polizei laufen.

Leichter Anstieg seit April

Immer wieder kommt es zu Sprengung von Geldautomaten. Seit 2021 wurden in Berlin insgesamt 206 Geldautomatensprengungen registriert. Nachdem die Zahl der Angriffe 2021 und 2022 mit 65 beziehungsweise 68 Fällen auf einem konstanten Niveau gelegen hatte, ging sie im vergangenen Jahr auf 51 Angriffe zurück. Das teilte die Berliner Polizei auf Tagesspiegel-Anfrage mit. 

Seit April lasse sich jedoch wieder ein Anstieg erkennen, sagt Polizeisprecherin Valeska Jakubowski. Mit 22 seit Jahresbeginn gesprengten Geldautomaten habe sich die Zahl der Angriffe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um acht Fälle erhöht. Von einem eindeutigen Zuwachs können dennoch nicht gesprochen werden, sagt Jakubowski. Dafür schwankten die Angriffe im Jahresverlauf zu stark.

Geringe Aufklärungsquote

Bei den Tätern ergebe sich kein eindeutiges Profil. Grund dafür sei laut Jakubowski die geringe Aufklärungsquote. So konnten zu den mehr als 200 Geldautomatensprengungen seit 2021 lediglich 18 Tatverdächtige ermittelt werden. Sie stammten aus Deutschland, Bosnien-Herzegowina, der Türkei, dem Kosovo oder Kroatien. Auch Personen aus Moldau, Jordanien, Russland oder Vietnam seien unter den Tatverdächtigen.

Die Polizei geht davon aus, dass unterschiedliche Banden in Berlin operieren und ihre Angriffe unabhängig voneinander planen. Zu Hintergründen, Fluchtrouten oder einer eventuell unterstützenden Logistik sei allerdings nichts bekannt, erklärt Jakubowski. Neben fehlenden Zeugen und der Geschwindigkeit, mit der die Täter Automaten sprengten, verhindere auch hier die geringe Aufklärungsquote genauere Angaben. Auch zur Summe, die Kriminelle bei einer Geldautomatensprengung erbeuten haben, gibt die Polizei keine Auskunft.

Wie Banken sich schützen

Für die Berliner Sparkasse ist die Situation derzeit eindeutiger als für die Polizei. Sie ist der Ansicht, dass die Angriffe auf ihre Geldautomaten 2024 gestiegen sind. „Seit Beginn des Jahres registrieren wir eine Zunahme der Kriminalität in diesem Bereich“, sagt ein Sprecher. Die Sparkasse sei deshalb bemüht, mögliche Angriffe bereits im Vorfeld zu verhindern. Hierfür schließe man SB-Bereiche in der Nacht und sichere die Automaten mit sogenannten Einfärbesystemen, die die Geldscheine im Falle einer versuchten Sprengung mit Tinte markierten und damit entwerten.

Auch die Berliner Volksbank nutzt Einfärbesysteme. Zusätzlich habe sie an besonders gefährdeten Standorten Nebelschutzsysteme installiert, sagt Pressesprecher Mathias Paulokat. Versuchen Kriminelle, Geldautomaten zu sprengen, stoßen diese Systeme einen dichten Nebel aus, der die Sicht der Täter einschränkt und sie bestenfalls zur Flucht zwingt. Die Zahl der Angriffe sei zurückgegangen, sagt er.

Trotz vereinzelter Erfolge betont Thomas Rienecker, Sprecher der Deutschen Kreditwirtschaft, dass es kein Allheilmittel gegen Geldautomatensprengung gebe. „Grundsätzlich werden Geldautomaten immer Ziel für kriminelle Handlungen sein“, sagt er. Banken müssten berücksichtigen, dass Täter auf getroffene Sicherheitsmaßnahmen reagierten und fortlaufend daran arbeiteten, diese zu umgehen. „Das sehen wir daran, dass auch Geldautomaten gesprengt werden, bei denen klar gekennzeichnet ist, dass sie mit Einfärbesystemen ausgestattet sind.“ Er empfiehlt einen Maßnahmenmix statt einheitliche Lösungen.

Der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Benjamin Jendro, sieht bei den Banken generell Handlungsbedarf. „Wir müssen leider feststellen, dass die Bankinstitute hier noch immer nicht flächendeckend Maßnahmen ergriffen haben, um es Tätern schwerer zu machen beziehungsweise sie von derartigen Taten abzuhalten“, sagte Jendro. „Da reden wir über bessere Videotechnik, aber auch über einbruchhemmenden Nachtverschluss, Alarmsicherung, Vernebelungsanlagen und passive Tintensysteme.“ Diese Schritte seien notwendig, denn die Sprengung von Geldautomaten bleibe „für diejenigen, die bereit sind, Menschenleben zu gefährden, und über das nötige Equipment verfügen“, nach wie vor ein lukratives Geschäft. (mit dpa)

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