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Die verurteilte US-Basketballerin Brittney Griner.

© REUTERS / Foto: Reuters/Evgenia Novozhenina

Update

Das erwartet Brittney Griner im Straflager: US-Star-Basketballerin in abgelegene russische Strafkolonie IK-2 verlegt

Die 32-Jährige wurde im August zu neun Jahren Haft verurteilt, weil sie angeblich Drogen schmuggelte. Griner befindet sich nun in dem Straflager IK-2 in der Region Mordwinien.

| Update:

Die wegen angeblichen Drogenschmuggels in Russland zu neun Jahren Haft verurteilte US-Basketballerin Brittney Griner ist nach Angaben ihrer Anwälte in eine abgelegene russische Strafkolonie verlegt worden. Griner sitze ihre Strafe nun in dem Straflager IK-2 in der Region Mordwinien ab, erklärten ihre Anwälte am Donnerstag. Demnach konnten die Anwälte die 32-Jährige Anfang der Woche besuchen.

Der Star-Basketballerin gehe es den Umständen entsprechend gut, sie versuche, „stark zu bleiben“, während sie sich in ihrer neuen Umgebung eingewöhne, hieß es in der Erklärung. Die Strafkolonie IK-2 befindet sich in der Stadt Jawas – mehr als 300 Kilometer südöstlich von Moskau – in der Region Mordwinien, die für ein unwirtliches Klima bekannt ist. Aktivisten zufolge sind Misshandlungen und Folter im russischen Strafvollzugssystem keine Seltenheit.

Russlands Strafkolonien sind für eine raue Behandlung der Insassen, schlechte Hygienebedingungen und mangelhafte Gesundheitsversorgung berüchtigt. Der Begriff Strafkolonie stammt noch aus der Sowjetunion und weckt häufig Erinnerungen an den tödlichen Gulag, schreibt die BBC. Doch im Fall des Straflagers IK-2 soll es sich um ein normales Gefängnis mit mehrere Baracken für die Insassen handeln. Zudem gebe es Gebäude mit Werkstätten. Laut den russischen Strafvollzugsbehörden sitzen in IK-2 mehr als 800 Häftlinge ein.

Die Verwaltung kontrolliert alles und es gibt viele Möglichkeiten, das Leben einer Insassin zur Hölle zu machen.

Olga Podoplelova, NGO „Russland hinter Gittern“, in der BBC

Viele Frauen dort würden das gleiche Schicksal teilen wie Griner, schreibt die BBC weiter. 13,5 Prozent aller Verurteilungen im Jahr 2021 wurden demnach wegen Besitzes, Schmuggels oder Handels mit illegalen Drogen verhängt. Bei Frauen betrage der Wert sogar 42 Prozent. Jedoch würden nicht alle zu Freiheitsstrafen verurteilt werden. Weibliche Gefangene machen demnach nur fünf Prozent der russischen Gefängnispopulation aus.

Anders als in Männergefängnisses gebe es in den wenigen Frauengefängnissen des Landes „keine etablierte informelle Gefängnis-Hierarchie“, wird Olga Podoplelova von der Nichtregierungsorganisation „Russland hinter Gittern“ von der BBC zitiert. „Die Verwaltung kontrolliert alles und es gibt viele Möglichkeiten, das Leben einer Insassin zur Hölle zu machen.“

Gefängnisinsassen müssen arbeiten

Nach russischem Recht müssen Insassen arbeiten, beschreibt die BBC den Gefangenenalltag. Die meisten Insassen würden sich dagegen nicht sträuben, da eine Weigerung meist Strafen nach sich ziehe. Der Lohn für die geleistete Arbeit sei gering und Beobachter bezeichnen sie als Sklavenarbeit.

Ein Blick auf die Frauen-Strafkolonie IK-2, in der die US-Basketballspielerin Brittney Griner ihre Strafe verbüßt.

© Foto: REUTERS/Uncredited

„Die Häftlinge arbeiten 12 bis 16 Stunden am Tag, mit Mittagspause und Toilettengang“, wird Olga Podoplelova weiter zitiert. „Die Tagesquoten sind sehr hoch angesetzt, aber ein offizielles Gehalt wird in der Regel von mehreren Häftlingen geteilt. Daher erhalten die Häftlingsarbeiter nur einen Lohn von einigen hundert Rubeln im Monat.“ Umgerechnet sind das nur wenige Euro Monatsgehalt.

Die Arbeit männlicher Insassen bestehe oft aus der Holzverarbeitung oder Schweißarbeiten. Griners Aufgaben dürften sich aber auf das Nähen von Kleidung beschränken. Meist würden in Frauengefängnissen Uniformen für den Gefängnisdienst, die Armee oder die Polizei hergestellt, schreibt die BBC. Da die Arbeitsplätze aber meist alt und schlecht ausgestattet seien, werde die 2,06-Meter-Frau in einer unbequemen Position arbeiten müssen.

Ehemalige Insassin berichtet von Schlägen

Eine ehemalige Insassin der Strafkolonie IK-2 berichtete 2003 in der russischen Zeitung „New Times“ von Strafen, wenn das Arbeitssoll nicht erfüllt wird. „Ich habe als Näherin gearbeitet, und es gibt ein Gesetz: Wenn du die Produktionsrate nicht erfüllst, wirst du geschlagen.“

Brittney Griner im Gericht von Chimki außerhalb von Moskau (Archivbild).

© Foto: AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV

Griner war im August wegen Drogenschmuggels zu neun Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ende Oktober scheiterte die 32-jährige Meisterin der US-Frauenliga WNBA und zweifache Olympia-Goldmedaillengewinnerin mit einem Berufungsantrag.

Die auch im russischen Jekaterinburg spielende US-Basketballerin war im Februar bei ihrer Ankunft an einem Moskauer Flughafen festgenommen worden, nachdem in ihrem Gepäck Kartuschen für E-Zigaretten mit geringen Mengen Cannabisöl gefunden worden waren. Griner nahm das Cannabis nach eigenen Angaben, um Schmerzen infolge von Sportverletzungen zu stillen. In Russland ist aber auch ein medizinischer Einsatz der Droge illegal.

Russland hofft auf Deal bezüglich Wiktor But

Griners Fall sorgte in den USA für Empörung. Die US-Regierung bemüht sich um eine Freilassung der Basketballerin. Das Ringen um die inhaftierte Sportlerin spielt sich vor dem Hintergrund der massiven Spannungen zwischen Washington und Moskau wegen der russischen Militäroffensive in der Ukraine ab.

Moskau hofft diesbezüglich auf einen Gefangenenaustausch mit Washington, der auch den in den USA inhaftierten russischen Waffenhändler Wiktor But umfassen soll. Er hoffe, dass „der Moment kommt, in dem wir eine konkrete Vereinbarung erzielen“, sagte der russische Vize-Außenminister Sergej Rjabkow laut russischen Nachrichtenagenturen am Freitag mit Blick auf einen Gefangenenaustausch.

Russland und die USA verhandeln seit Monaten hinter den Kulissen über einen Gefangenenaustausch. „Bisher haben wir keinen gemeinsamen Nenner gefunden, aber Viktor But zählt unbestritten zu denjenigen, die von den Gesprächen betroffen sind, und wir hoffen auf einen positiven Ausgang“, sagte Rjabkow. Der als „Händler des Todes“ bekannte But war 2008 in Thailand festgenommen worden und sitzt derzeit eine 25-jährige Haftstrafe in den USA ab. Er diente als Inspiration für den Film „Händler des Todes“, in dem Nicolas Cage einen zynischen Waffenhändler spielt. 

Nach Angaben des Weißen Hauses hatten die Geheimdienstchefs der beiden Staaten Anfang der Woche über in Russland inhaftierte US-Bürger diskutiert. (Tsp mit AFP)

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