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Preise: Der Emmy, deutsche Filme, die Villa und ein Ehrengast aus England

Am Mittwoch tagte in Berlin die Jury zum Halbfinale der 40. International Emmy Awards. Mittendrin: Bestseller-Autorin Rosamunde Pilcher.

Zu schade, dass sie kein Deutsch spricht. So hat die britische Quotenqueen Rosamunde Pilcher wenig Gelegenheit, ihre eigenen Verfilmungen im Fernsehen zu sehen. „Ich verstehe sie nicht“, sagt die 87-Jährige mit mildem Lächeln. „Hier in Deutschland ist der Markt für sie“, sagt ihr Agent Stephen Durbridge, dessen Vater Francis in den 60er Jahren mit den Straßenfeger-Krimis ebenfalls die Deutschen begeisterte. Während in England nur einige ihrer großen Romane verfilmt wurden, sind rund 100 Filme nach Pilcher-Geschichten und -Ideen für das deutsche Fernsehen produziert worden, 85 davon von Michael Smeaton, der selber teilweise in Schottland lebt. Mit Reichweiten von sechs bis sieben Millionen Zuschauern gehören die Liebesfilme zu den quotenstärksten Formaten im Fernsehen.

Am Mittwoch hatte Smeaton zusammen mit Regina Ziegler in der Villa Borsig die Jury-Sitzung zum Halbfinale der 40. International Emmy Awards ausgerichtet. Dabei entschieden die Fach-Jurys in vier Kategorien, über TV Movie und Mini Series, beste Schauspielerin, bestes Kinderprogramm, alle aus dem englischsprachigen Bereich und außerdem noch über die beste lateinamerikanische Drama-Serie. Ihm sei klar, dass es harte Arbeit ist, hohe Qualität zu produzieren, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der ohne Umschweife zugesagt hatte, die Schirmherrschaft zu übernehmen. Der Emmy sei in der TV-Branche so begehrt wie der Oscar bei den Filmproduktionen, und die Sitzung zeige, „dass unsere Stadt weltweit in immer stärkerem Maße als Produktionsstandort für Film und Fernsehen Anerkennung findet“. Auch die attraktive Förderstruktur erwähnte er. Erst vier deutsche Produktionen haben einen Emmy bekommen, Produzentin Regina Ziegler erhielt ihn 2009 für „Die Wölfe“.

Ehrengast Rosamunde Pilcher erkannte in der traumhaft am Tegeler See in einem Park gelegenen Villa Borsig, die dem Auswärtigen Amt als Gästehaus dient, gleich einen potenziellen Schauplatz für eine ihrer verwickelten Liebesgeschichten. Mit 80 hat sie freilich aufgehört, sich unter Druck zu setzen, schreibt seitdem nur noch kürzere Geschichten, wenn sie Lust dazu hat. Die physischen Kräfte lassen nach, und seit ihr Mann nicht mehr lebt, hat sie viel mehr zu tun als früher. Sie kramt eine goldene Armbanduhr aus der Tasche und legt sie um: „Könnten Sie mir nicht mit dem Verschluss helfen?“, fragt sie, erzählt dann wie sie die Uhr beim Schlussverkauf eines Juwelier gefunden und zum halben Preis bekommen habe: „Ich bin immer froh über ein Schnäppchen“. Häufiger wird sie an diesem Abend als Grande Dame der Blockbuster gewürdigt. Wo sie all diese Dinge über die Liebe gelernt hat? Von der Familie, von Kindern und Enkeln, inzwischen hat sie schon Urenkel. Über einen Nebeneffekt ihrer Verfilmungen freut sie sich ganz besonders: „Die Filme bringen die Zuschauer dazu, nach England zu reisen.“ Elisabeth Binder

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