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Handball-Experte Dominik Klein, Trainer Christian Prokop und ARD-Moderator Alexander Bommes.

© Tsp

Handball-WM 2019: Wo jubeln sie denn?

Bei der Handball-WM lassen sich TV-Reporter und Moderatoren gerne von der Stimmung in der Halle mitreißen. Nicht alle finden das gut. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Markus Ehrenberg

Irgendwann, bei diesem seligen Jubel nach dem Erfolg der deutschen Handball-Nationalmannschaft am Mittwochabend gegen Spanien, gab's ein Erschrecken vor dem Bildschirm: Oh, Vorsicht, jetzt kommt Stefan Kretzschmar ans Mikro! Spuckt dem ARD-Moderator und der ausgelassenen Stimmung in der Kölner Halle in die Suppe. Vor ein paar Tagen hatte der Ex-Nationalspieler im Interview von sich reden gemacht, weil er klagte, dass es in Deutschland keine echte Meinungsfreiheit für Sportler gebe. Danach wurde er vom rechten Rand hoch gejubelt. Doch Kretsche gab sich nach dem Spanien-Spiel im Fernsehen smooth. Einzug ins Halbfinale! Trainer Prokop habe dieser Mannschaft seinen Stempel aufgedrückt. Ein Wahnsinn.

Ein Wahnsinn. Auch für neun, zehn Millionen TV-Zuschauer, die sich in diesen Tagen von den deutschen Spielen bei der Handball-WM anstecken lassen. Manche schauen zum ersten Mal Handball. Manche wundern sich auch über all zu oft jubelnde Reporter wie Florian Naß (ARD) oder Christoph Hamm und Martin Schneider (ZDF), Namen, die nicht jeden Tag im Sportfernsehen zu hören sind. Und einige verfallen dem Reflex, Live-Reportern und Moderatoren wie Alex Bommes jedwede Kompetenz und kritische Distanz abzusprechen. Egal, was diese sagen, egal, welches Taktikverständnis sie haben.

Da sei man von Olli Kahn & Olli Welke bei Fußball-Übertragungen anderes Kaliber gewohnt. Siehe die WM in Russland im vergangenen Sommer. Da war jedoch das Turnier aus deutscher Sicht ein einziger Fehlschlag: schwache Leistungen der DFB-Elf, nicht immer nachvollziehbare Entscheidungen des Bundestrainers, das mangelhafte Krisenmanagement des DFB sorgten für kritikwürdige Verhältnisse, die es zu benennen galt.

Bei der Handball-WM läuft so weit alles rund. Sehr rund sogar. "Wir" können am Freitag ins Finale kommen und am Sonntag Weltmeister werden. Und der TV-Reporter sollte dann dabei auch jubeln dürfen.

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